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Mystery – eine Methode zum Lernen von vernetztem Denken

Differenzierte Antworten auf komplexe Fragestellungen finden

Das Mystery: eine Lernform, bei der die Lernenden sich Informationen erschließen, Zusammenhänge zwischen diesen Informationen suchen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Wie das genau geht, erfahren Sie hier.

Plakat Mystery Aralsee
Die verschiedenen Informationen über den Zusammenhang zwischen unseren T-Shirts und dem Leben der Fischer am Aralsee werden zueinander in Beziehung gesetzt. Foto: © Friedrich Verlag
  • Methode & Didaktik
  • Schuljahr 1-4
Thema Didaktik & Methodik Autor/in Redaktion Veröffentlicht 11.02.2021

Ein Mystery ist so etwas wie ein „Geheimnis“ oder „Rätsel“, das es zu lösen gilt, wobei es meist nicht die eine eindeutige Lösung, sondern verschiedene mögliche Lösungen gibt. Wichtig ist, Antwortmöglichkeiten auf die Fragestellung begründen zu können und im Austausch mit anderen auszuloten, wobei häufig verschiedene – oft positive und negative – Aspekte gegeneinander abgewogen werden müssen.

Insbesondere in naturwissenschaftsbezogenen Fächern wird seit vielen Jahren auf die Methode des Mystery zurückgegriffen. Schülerinnen und Schüler sollen damit darin unterstützt werden, im Umgang mit komplexen, gesellschaftsbezogenen Problemstellungen vernetzt zu denken, um so Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Mit dem Mystery vernetzt denken lernen

„Mysteries sind eine Art Denkspielaufgabe, mit denen man Denkstrukturen schaffen und das Gedächtnis stärken kann. Sie bieten spannende Rätsel zum Nachdenken, fördern die Entwicklung des Gehirns und das vernetzte Denken sowie die Fähigkeit, das Gesehene zu systematisieren. Damit dies geschehen kann, setzen Mysteries in der Welt des Kindes an, sie konstruieren Situationen aktiv und bieten Möglichkeiten, unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben.“ (A. Rendel: Dem Rätsel auf der Spur. In: Praxis Geographie, H. 4, 2014, S. 16)

Die Methode geht zurück auf das in den 1990er-Jahren durchgeführte britische Projekt „Thinking through Geography“ unter der Leitung von David Leat. Mittlerweile liegen auch Beispiele für den Biologie- und Chemieunterricht vor, aktuell wird die Methode auch für den Politik- und Geschichtsunterricht adaptiert.

Mehrere Unterrichtsbeispiele zu Mysterys im Sachunterricht der Grundschule werden in Grundschule Sachunterricht 89 "Vernetzt denken" vorgestellt:

  • ein Mystery zum Zusammenhang zwischen unserem Konsum von Kleidung und dem Wasserrückgang des Aralsees (mit 24 Infokarten, Arbeitsblättern und Hinweisen zur Umsetzung)
  • ein Mystery zum ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln (mit Mystery-Karten und Arbeitsblättern)
  • ein Mystery rund um einen Kriminalfall – es wurde ins Sekretariat der Schule eingebrochen –, bei dem systematisch Spuren ausgewertet werden müssen (mit Materialien, Arbeitsblättern und Hinweisen zur Umsetzung)

Aufbau eines Mystery

Der Zielsetzung eines problemorientierten Unterrichts folgend besteht ein Mystery aus drei Elementen:

  • einer Leitfrage/Leitaussage,
  • Karten mit Informationen, die sich auf einen exemplarischen Fall beziehen und den Schülerinnen und Schülern ungeordnet gegeben werden,
  • gegebenenfalls weiteren Kontextmaterialien.

Ziel ist, dass die Schülerinnen und Schüler eine begründete Antwort auf die Leitfrage beziehungsweise die Leitaussage formulieren. In der Gruppe erarbeiten sie sich zunächst die auf den Karten dargestellten Informationen, werten diese aus und setzen sie mit Bezug zur Leitfrage zueinander in Beziehung.

Kern der Methode ist es, dass die Informationen auf den Karten nicht einen eindeutigen Lösungsweg vorzeichnen. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Vermutungen und ihre Begründungen für bestimmte Entscheidungen festhalten, indem sie die Beziehungen von Karten untereinander auf einem Plakat durch Pfeile und Ähnliches festhalten.

Gegebenenfalls benötigen manche Schülerinnen und Schüler weiterführende Informationen, die ihnen durch zusätzliche Kontextmaterialien zur Verfügung gestellt werden, um entwickelte Handlungsalternativen durch zusätzliche Argumente untermauern zu können oder aber auch zu verwerfen.

Auf diese Weise entstehen im besten Fall mehrere Lösungen zur Leitfrage, die im Klassenplenum begründet vorgestellt und zu den Lösungen anderer Gruppen ins Verhältnis zu setzen sind. Der Unterricht schließt mit einer Reflexion über die Vorgehensweisen der jeweiligen Gruppen, um so auf einer Metaebene mit den Schülerinnen und Schülern die Herausforderungen und Zielsetzungen systemischen, vernetzten Denkens zu thematisieren.

Lernchancen des Mystery

Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich mithilfe eines Mysterys sowohl fachliche Inhalte als auch methodische Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, ein komplexes Problem aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen und mit Blick auf eine Zielfrage begründete Lösungen zu entwickeln. Zudem üben sie sich in der Ausbildung argumentativer Fähigkeiten, die notwendig sind, um die jeweiligen Entscheidungen und Handlungsalternativen gegenüber anderen zu vertreten.

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