Paul Barone
Der Theaterbaukasten
Ein Leitfaden für die theaterpädagogische Praxis. Weinheim 2020: Beltz
Piktogramme, Erläuterungen, Übungen: Der Theaterbaukasten präsentiert sich als attraktives Material, das aus 42 handlichen Karten besteht und in jede Schultasche passt. Die Box erinnert damit an Produkte wie Maike Plaths Kartenset (Freeze! & Blick ins Publikum. Weinheim 2011: Beltz).
Drei Übersichtstafeln (genannt „Theaterbaukasten 1, 2, 3“) verschaffen schnell Orientierung: Der „Theaterbaukasten 1“ ist in die Kategorien „Körper“, „Raum“, „Zeit“, „Figur“, „Beziehung“ gegliedert, die zu weiteren Begriffskarten führen. Vom Begriff „Körper“ gelangt man z. B. zu den Karten „Neutral“, „Ausdruck“, „Geste“ und „Form“. Folgt man dann dem Begriff „Neutral“, geht es u. a. um „Präsenz“ und „Körperspannung“. Auf allen Karten finden sich Kombinationsangebote mit anderen Bausteinen, kurze Erläuterungen zu Fachbegriffen und wenige Arbeitsaufträge.
Sollen im „Theaterbaukasten 1 und 3“ Grundkenntnisse des Faches vermittelt werden, finden sich im „Theaterbaukasten 2“ Unterstützungsimpulse für die performative Umsetzung eines Projekts („Komposition“, „Text“, „Stimme“ und „Theaterdesign“). Theoretisch kann man dieser Systematik folgen, muss es aber nicht, da alle Begriffskarten auch flexibel miteinander kombiniert werden können.
Im Begleitheft wird u. a. auf die Website https://www.baukasten-demokratie.de verwiesen, wo sich Video-Ausschnitte von Projekten der Jungen Theaterakademie Offenburg finden, deren Co-Leiter Barone ist. Die mediale Verzahnung mit Clips und kurzen Erläuterungen zu ästhetischen Gestaltungsdetails unterstreicht den angestrebten praxisorientierten Charakter des Theaterbaukastens. Auch wenn Barone dem Kompetenzmodell in Folge der Pisa-Reform ein auf „Wettbewerb, Konkurrenz, Messung und Standardisierung gerichtetes Verständnis von Bildung“ (6) attestiert, benötigen kompetenzorientiert unterrichtende Lehrkräfte sicherlich differenziertere Arbeitsaufträge als die von Barone vorgeschlagenen. Zur Förderung meta-/reflexiver Prozesse finden sich ebenfalls keine Angebote auf den Karten. Im Begleitheft wird zwar vorgeschlagen, Gruppen zu teilen und einen Teil der Gruppe den Probenprozess beobachten und „beurteilen“ (37) zu lassen. Wie sich dies konkret realisieren lässt, bleibt aber offen. Als integraler Bestandteil einer demokratisch definierten Spielkultur können angeleitete Reflexionsgespräche jedoch Garant für deren Erhalt und Kultivierung sein. Gerade wenn Kreativität, wie Barone Reckwitz zitierend schreibt, eine „erlernbare Kunst“ (10) ist, sollte dazu auch das (erlernbare) kriterial geführte Sach-/Fachgespräch…