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Antike

Antike

Schultheater | Ausgabe Nr. 45/2021

Vielleicht wirkt es zunächst wie eine Herkulesaufgabe, sich mit Schülerinnen und Schülern antiken Stoffen zu widmen. Zu fern scheinen die griechischen Mythen auf den ersten Blick dem Leben, das Jugendliche führen. Bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe von SCHULTHEATER werden Sie – vielleicht staunend – erfahren, wie viel Potenzial zur Identifikation und Reibung z. B. Antigones Konflikte heute noch bieten oder wie viele starke (Frauen-)Gestalten die Antike bereithält.

 

Inhaltsverzeichnis
Foto: © akg-images / Ruth Berlau
Eine alte Geschichte wird historisiert: Brechts Antigonemodell, 1948
Warum das Theater die Gegenwart verlassen muss, um sie zu finden Zeitgenosse Aischylos?
Friedrich+ Kennzeichnung Fachwissen Schuljahr 1-12

Immer wieder graben Theaterkünstler in der antiken Vergangenheit. Eine Reise durch die Theatergeschichte macht deutlich, was sie dort finden. Ringt Ludwig Tieck noch um eine werktreue Umsetzung der Antigone, betont Brecht die Überwindbarkeit der Vergangenheit – und Gegenwart. Besonders jüngere Projekte zeigen, dass historische Recherche und zeitgenössische Auseinandersetzung zusammengehören.

von Matthias Dreyer

Foto: © IMAGO–/–Martin Müller
Christa Wolfs Medea – hier in einer Inszenierung der Kammerspiele des Deutschen Theaters Berlin – ist eine leidenschaftliche, kraftvolle Frau, die Opfer einer Diffamierungskampagne wird.
Impulse zur Arbeit mit antiken Stoffen im Schultheater Nahbare Gestalten
Friedrich+ Kennzeichnung Methode & Didaktik Schuljahr 1-13

„Die Themen bleiben, die Sichtweise ist ungewohnt“ oder „Viel lebensnahe Problematik“ urteilen Schülerinnen und Schüler, die sich mit mythischen Stoffen beschäftigt haben. Gestalten des griechischen Dramas bieten zahlreiche Anlässe zur Reflexion literarischer wie eigener Haltungen und Handlungen. Ferner können Jugendliche Kenntnisse über den Ursprung des Theaters, die antike Aufführungspraxis, Dramentheorien und den Begriff der Tragik erarbeiten – Theorieelemente, die als Impulsgeber für Spielprozesse dienen können.

von Susanne Lorenzen

Foto: Tom Klingebeil
Schwarze Handschule und funktionale Masken: pandemiebedingt notwendig – als Kostümteil in die ekstatisch entfesselte Körpersprache einbezogen
Eine performative Annäherung an den Dionysos-Kult Let’s have a party!
Friedrich+ Kennzeichnung Unterrichtsreihe Schuljahr 9-13

Euripides Drama „Die Bakchen“ ist voller Inhalte, die junge Menschen bewegen und die sie am Beginn ihres Erwachsenenseins zu Entscheidungen zwingen auf der Bandbreite zwischen Verführung, Chaos und Freiheit oder Ordnung, Harmonie und Vernunft. Zugleich enthält die Tragödie einen Horror-Stoff: Eine Mutter zerfleischt im Rausch der Ekstase ihren eigenen Sohn… Ein Leistungskurs Darstellendes Spiel setzt sich mit den Bakchen im Diskurs zwischen Theaterhistorie und zeitgenössischen Theaterformen auseinander.

von Sabine Kündiger

Tom Klingebeil
Spielpraktische Klausur mit theoretischem Anteil – Q2 (11. Jahrgang, 2. Halbjahr, Berlin) Entwickeln eines performativen Gruppenauftritts zu einem antiken Stoff
Friedrich+ Kennzeichnung Prüfung Schuljahr 11-12

Ergänzend zu Sabine Kündigers Beitrag "Let's have a party" wird hier exemplarisch eine Prüfung zum Delphischen Orakel vorgestellt. Die Aufgaben und der entsprechende Erwartungshorizont sind kurz und systematisch aufbereitet und können für eigene Unterrichtsprojekte zum antiken Theater adaptiert werden.

von Sabine Kündiger

Foto: Jorgi Slimistinos
Antigone trägt ihren Bruder zu Grabe.
Ein antiker Stoff in der Mittelschule Meine Schwester Antigone
Friedrich+ Kennzeichnung Unterrichtsreihe Schuljahr 7-10

Die Schülerinnen und Schüler standen nach den Sommerferien vor der Wahl: Was sollten sie in ihrem bevorstehenden neunten Schuljahr inszenieren? Max Frischs Parabel „Andorra“? Wilfried Happels Kriminalstück „Das Schamhaar“? Oder „Meine Schwester Antigone“ – eine aktuelle Interpretation des antiken Mythos? Die Jugendlichen des Wahlpflichtfachs Darstellendes Spiel waren sich schnell einig: Es sollte Antigone sein!

von Jorgi Slimistinos

Foto: Wilfried Schumacher
Als Spielobjekte dienten unterschiedlich große Quader, die für die variierenden Bühnenszenarien verstellbar waren und am Ende zu einem riesigen trojanischen Pferd zusammengebaut wurden.
Eine Produktion des rohestheater Aachen Weltenbrand-Geschlechterkampf-Kassandra
Friedrich+ Kennzeichnung Unterrichtsreihe Schuljahr 10-12

Diese Inszenierung beeindruckt durch ihre Vielschichtigkeit. Die Handlung verläuft entlang Christa Wolfs feministischer Kassandra-Erzählung. Sie wird bebildert und kommentiert durch dokumentarische Filmausschnitte über aktuelle Kriegsgewalt, die sich in besonderer Weise gegen Frauen richtet, sowie durch Szenen auf der Grundlage von Schülertexten. Durch die Verknüpfung der verschiedenen Ebenen erhielt der Ausgangsstoff eine zeitlose Interpretation.

von Franziska Bergrath | Eckhard Debour

Foto: © Emanuel Tanjala / Alamy Stock Foto
Kein antikes Theater ohne Chor – hier bei einer Openair-Aufführung von Ödipus. Aber was macht einen Chor eigentlich zum Chor?
Zugang zum Versmaß antiker griechischer Texte finden Chöre, Jamben, Tanz und Gesang
Friedrich+ Kennzeichnung Unterrichtsbaustein Schuljahr 5-13

Der Chor vereint alle Mittel des Theaters und ist vielfältig einsetzbar – auch über antike Texte hinaus. Klassische Duoszenen lassen sich chorisch ebenso umsetzen wie nicht-dramatische Texte in performativen Settings. Im Zusammenhang mit antiken Texten sollte das Chorische aber nicht zur bloßen Theatertechnik verkommen – es gilt auch, die historisch-politischen und sozialen Aspekte zu berücksichtigen.

von Martin Kreidt | Sven-Asmus-Reinsberger

Fotos: © Chris Hellier–/–Alamy Stock Foto; © World History Archive–/–Alamy Stock Foto
Nike, die Siegesgöttin
Frauenfiguren im antiken Drama Das starke Geschlecht
Friedrich+ Kennzeichnung Methode & Didaktik Schuljahr 5-13

Das antike Theater bietet für das Schultheater nicht nur interessante Stoffe und Frauenfiguren. Es kann auch Ausgangspunkt für spannende Inszenierungsästhetiken sein, die Genderfluidität, schnelle Rollenwechsel und die Arbeit mit Masken einschließt. Frauen in antiken Stoffen sind vieles – fügsam und passiv sind sie selten. 

von Liz Rech

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