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Bodypercussion in der Grundschule

Aktivierung, Phasentrenner, Rhythmuslernen

Bodypercussion findet insbesondere in der Grundschule viele Einsatzmöglichkeiten. Es kann zur Aktivierung, als Warm-up, Phasentrenner oder als rhythmische Schulung fast an jedem Ort und zu jeder Zeit, mit und ohne Abstand zueinander durchgeführt werden. Der Körper steht den Kindern immer zur Verfügung und Auf- und Abbauten von Instrumenten entfallen. Zudem ist Bodypercussion nahezu barrierefrei!

Bodypercussion
Bodypercussion in der Grundschule Foto © imago images/Westend61
  • Unterrichtsbaustein
  • Schuljahr 1-6
Thema Warm-ups & Rituale , Rhythmus & Klassenmusizieren Autor/in Christiane Jasper I Redaktion Veröffentlicht 03.02.2021

Bodypercussion ist mehr als eine musikalische Ausdrucksform. Sie fördert mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers, der individuellen Koordination und der in einem gemeinschaftlich agierenden Umfeld die eigene Persönlichkeit, die Lust auf Gemeinsamkeit und nicht zuletzt auf spielerisch erreichten Erfolg.

In der Musizierpraxis knüpft sie in erster Linie an die natürliche, kindliche Ausdrucksfreude an und setzt keine speziellen Kenntnisse voraus. Gleichzeitig bietet sie zahlreiche Differenzierungsmöglichkeiten, um individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen gerecht zu werden. In der Schule und in der Freizeitgestaltung eröffnen sich hier vielerlei Chancen für Kinder und Jugendliche, die von ihnen nicht nur begeistert angenommen werden, sondern auch Motorik, Rhythmusgefühl, Körperkoordination, Kreativität, die Wahrnehmungsfähigkeit und nicht zuletzt das soziale Miteinander unterstützen.

Funktionen von Bodypercussion im Musikunterricht der Grundschule

In der Musikpädagogik kann Bodypercussion verschiedene Funktionen erfüllen:

  1. Zur Schüleraktivierung werden gern kurze oder auch längere Stücke mit körperperkussiven Elementen, beispielsweise als Warm-ups oder Phasentrenner, eingesetzt.
  2. Körpereigene Klänge eignen sich bestens, um sich damit selbst beim Singen oder auch Sprechen zu begleiten. Diese Liedbegleitung kann vom metrischen Patschen bis hin zur filigranen rhythmischen Begleitung ausgebaut werden.
  3. Bodypercussion wird auch gern als Methode verwendet, um das Instrumentalspiel, beispielsweise auf dem großen Schlagwerk, vorzubereiten.

Die Erfahrung zeigt, dass der vielfältige und regelmäßige Einsatz von Körperperkussion dazu beiträgt, die metro-rhythmische Stabilität der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Darüber hinaus bietet Bodypercussion Möglichkeiten, unterschiedliche Sinne (auditiv, visuell, haptisch, propriozeptiv) zu sensibilisieren und im Miteinander musizierend zu kommunizieren, da sich vielerlei Spielformen mit einem Partner ausführen lassen. In diesem Sinne haben der Einsatz von Körperperkussion und andere körperorientierte Zugangsweisen einen positiven Effekt auf alle Lernfelder des Musikunterrichts.

Bodypercussion im Grundschulalter: Zeitfenster nutzen

Insbesondere für die Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter hat das Musizieren mit Körperklängen neben anderen bewegungsorientierten Übungen und Herausforderungen eine besondere Bedeutung. Die Erfahrung zeigt, dass es ein Zeitfenster gibt, in denen Kinder besonders aufnahmebereit für Rhythmus und Gesang sind und hier Muster bilden, die in späteren Lebensjahren schwerer zu erwerben sind. So ist bei Kindern etwa das Frontalhirn, das für Besonnenheit, Planung und Zielgerichtetheit steht, noch nicht so ausgebildet wie bei Erwachsenen, was ihnen einen unvoreingenommenen Lernzugang ermöglicht. Wer also in frühen Lebensjahren viel singt, tanzt und mit Körperklängen Musik macht, entwickelt sich z. B. eher nicht zum Sprechsänger (sog. Brummer) und wird auch zuverlässiger Takt und Rhythmus halten und finden können (z. B. beim Tanzen).

Auch für diejenigen, die viel Bewegung benötigen, die sich in ihrem Körperschema sicher fühlen und die die sportive Herausforderung suchen, bietet das Musizieren mit Körperklängen reichlich Potenzial. Die Kombination von Metrum und Rhythmus in den Händen und Füßen sowie in der Fortbewegung unter Hinzunahme der Stimme, kann selbst Profimusiker ins Schwitzen bringen!


Anfangen mit Musik

36,50 EUR Preise jeweils zzgl. Versandkosten

Zeitschrift
Grundschule Musik Nr. 87/2018 Anfangen mit Musik

Stimme und Körperinstrumente haben wir immer dabei und können sie spontan einsetzen. Im WORKSHOPHEFT zu dieser Ausgabe führt Christiane Jasper mit vielen praktischen Beispielen in das Thema Bodypercussion ein.

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Hauptaktionen der Bodysounds

Bereits Carl Orff hat Körperklänge, die er als Klanggesten bezeichnete, in vier Hauptaktionen unterteilt: das Stampfen, Patschen, Klatschen und Schnipsen. Nun lassen sich diese Hauptaktionen weiter differenzieren und kombinieren, sodass die klanglichen Möglichkeiten viele Variationen bieten. Die Illustrationen bieten einen kleinen Einblick und eine Hilfestellung bei der Realisation. Als quadratisch angelegte Kärtchen können auch laminiert und in der praktischen Umsetzung als Vorlagen dienen.

  • So ist der Klang beim Stampfen stark vom Untergrund und vom Schuhwerk abhängig und dadurch natürlich auch beeinflussbar.
  • Auch das Patschen ist klanglich und bewegungstechnisch vielseitig, da dieses Schlagen mit der flachen Hand auf allen eigenen Körperzonen (Brustkorb, Bauch, Oberschenkel, Gesäß, Unterschenkel ...) oder auch auf denen eines Partners (z. B. Rücken) stattfinden kann. Auch hier ist zwischen dem gleichzeitigen Schlagen mit beiden Händen und dem wechselseitigen Spiel der Hände zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist insbesondere dann wichtig, wenn Bodypercussion als Methode zur Vorbereitung aufs Instrumentalspiel eingesetzt wird.
  • Beim Klatschen lassen sich grob drei Klänge variieren: das prägnante Flachhandklatschen (Handinnenfläche auf Handinnenfläche), das leise Rückhandklatschen (Handrücken gegen Handrücken oder auch Handinnenfläche) und das dumpfe Hohlhandklatschen (gekrümmte Handinnenflächen gegeneinander). Klanglich attraktiv ist auch das rauschende Reiben oder Wischen der Handflächen, das nicht nur mit zwei Händen, sondern auch auf den Beinen oder auf Gegenständen (z. B. Tisch oder Stuhl) ausgeführt werden kann.
  • Das Schnipsen bereitet den jüngeren Kindern eher noch Schwierigkeiten. Doch wer es schon kann, wird unterschiedliche Tonhöhen bei der linken und der rechten Hand feststellen. Alternativ können die jüngeren Kinder auch den Mittel- oder Zeigefinger über den Daumen schnipsen lassen oder schummelschnipsen, indem sie zwei bis drei Finger in die Handinnenfläche derselben Hand schlagen, wie ein schnelles Zugreifen.
Illustration: © Hendrik Kranenberg

Praktische Tipps und Hilfen für Bodypercussion in der Grundschule

Für den Start bzw. den Aufbau innerhalb des Musikunterrichts gibt es mehrere Methoden, die sich in der Praxis bewährt haben.

  • Als Einstieg in das Thema Bodypercussion eignen sich für Beginner, also zum Beispiel Erstklässler, metrische Spielformen, die im Laufe der Zeit durch leichte Rhythmen (Viertel, Achtel und Viertelpausen) erweitert und dann komplexer werden.
  • Je jünger die Kinder sind, umso körpernaher sollten die Aktionen gewählt werden: Körpernahe Aktionen, z. B. Patschen auf dem Rumpf, sind leichter auszuführen als solche, die von der Körpermitte weit entfernt sind, z. B. Schnipsen.
  • Auch sind wir eher in der Lage, „kopfnäher“, also etwa mit den Händen, differenzierte Rhythmen zu realisieren, als mit den „kopffernen“ Füßen. Ein eindrucksvolles wie einleuchtendes Beispiel dafür ist, wenn man mit den Füßen einen Rhythmus (z. B. Alle Vögel sind schon da) stampft und gleichzeitig mit den Händen ein Metrum, z. B. in Vierteln (1, 2, 3, 4) klatscht. Während das getrennte Spiel gut möglich ist, bedarf das gleichzeitige doch einiger Übung. 

Für allgemeine Blockaden und Schwierigkeiten helfen Methoden, die auch beim Erarbeiten von Liedern, Tänzen oder Spielstücken auf Instrumenten nützlich sind:

  • das Tempo reduzieren,
  • kleine Abschnitte wählen,
  • variantenreiche Wiederholungen einplanen (mal laut / mal leise; Zeitlupe / Zeitraffer; alle, die etwas Rotes anhaben ...),
  • individuelles Üben anbieten
  • Gelegenheit zum Nachhören schaffen (einen Takt spielen – denselben Takt innerlich nachhören – nochmals spielen)

Praxisbeispiele

Warming-ups

Zu Beginn einer Stunde oder auch mal zwischendurch eignen sich ritualisierte kleine Spielformen, wie z. B. Rhythmuskreise oder Namensspiele. In Rhythmuskreisen spielt die Lehrkraft, oder auch einzelne Kinder, einen ein- oder mehrtaktigen Rhythmus vor, der von allen imitiert wird. Hierbei können nach und nach die verschiedenen Bodysounds eingeführt und kombiniert werden.

Vorgabe sollte sein, dass der vorgestellte Rhythmus von der vormachenden Person selbst wiederholt werden kann. Als Variante im fortgeschrittenen Stadium kann ein Beat oder auch eine andere Musik im Hintergrund mitlaufen. Die Kinder müssen sich dabei zusätzlich zum Spiel in ein vorgegebenes Metrum einfügen, was den Schwierigkeitsgrad, aber auch die Motivation, erhöhen kann.

Namenspiele

Namenspiele lassen sich viele finden. Sie sind nicht nur dann wichtig, wenn sich die Gruppe noch nicht gut kennt (z. B. in Klasse 1 oder DaZ-Klasse, sondern auch, wenn alle Namen bekannt sind. Jedes Kind fühlt sich durch das Spiel wahrgenommen und wertgeschätzt, denn es wird mit Blickkontakt und Namen einzeln begrüßt. Am einfachsten ist es, zu einer ostinaten körperperkussiven Begleitung den Namen auf einer bestimmten Zählzeit (z. B. Zählzeit (ZZ) 4) zu nennen, der dann im Folgetakt von allen wiederholt wird (Imitation).

Ablaufvorschlag:

1. In der ersten Runde kann die Lehrkraft zunächst jeden Namen einzeln rufen (plus Imitation von allen).

2. In der Folgerunde nennt das jeweilige Kind selbst seinen Namen (plus Imitation von allen).

3. Und in einem dritten Schritt, wenn die Klasse sich gut kennt, können die Namen von allen ohne Imitation gesprochen werden, wobei sich das Tempo gern erhöhen darf.

Die Begleitmuster wechseln nach Bedarf und können von den Kindern für die Klasse vorgeschlagen oder sogar individuell je nach Leistungsstand (Differenzierung) gewählt werden.

Verse und Gedichte

Für Erstleser (Klasse 1 / 2) sind Nonsensverse oder -gedichte wie dieses sehr motivierend. Diese können, eingebunden in ein Thema, z. B. über Hexen, Trolle, Zauberer usw., sowohl rhythmisch als auch klangmalerisch mit Bodysounds gestaltet werden. Ergänzt durch etwa Mundgeräusche, die wie eine Klangkulisse hinzukommen können, erhält diese Komposition zusammen mit dem gesprochenen Vers eine starke Wirkung.

Gewittermusik – Bodyaktionen mit starker Wirkung

Sehr effektvoll und nahezu für jede Altersstufe geeignet, ist eine Gewittermusik mit Körperklängen. Die Kinder stehen im Kreis. Beim ersten Durchgang ist die Lehrkraft die anleitende Person, aber schon beim zweiten kann ein Kind die Einsätze geben, oder die Gruppe findet selbst die Einsätze – mit ein bisschen Übung sogar mit geschlossenen Augen. Wichtig für die Realisation ist, dass die Klänge langsam ineinander übergehen, d. h., dass zeitweise mehrere Sounds zu hören sind.

Das Gewitter beginnt mit einem

  • starken Wind (Hände reiben), gefolgt von
  • beginnendem, dann stärker werdendem Regen (schnipsen, erst langsam, dann schneller, ggf. auch  lauter), der schließlich in
  • Starkregen mündet (wechselseitiges auf den Oberschenkeln, erst leise, dann lauter).
  • Dann donnert es erst stark (springen, zügig hintereinander, dazu weiter patschen),
  • dann schwächer (nur patschen, langsamer und etwas leiser werden)
  • und noch schwächer, bis auch der Regen nachlässt (schnipsen, langsamer und leiser werden)
  • und auch der Wind zur Ruhe kommt (wischen, langsamer und weniger werden bis zur Stille).

Viele praktische Beispiele für den Unterricht erhalten Sie durch das Angebot über Friedrich+ Grundschule: Alle Fächer. Hier erhalten Sie beispielsweise Zugriff auf :

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