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Schulische Gemeinwesenarbeit

Sommerschule als Instrument, das in verschiedene Richtungen wirkt

Schulen sollen soziale Benachteiligungen in Bildungsprozessen ausgleichen, besonders bei Migranten ohne ausreichende Kulturtechniken und Deutschkenntnisse. Eine Sommerschule kann dabei helfen, nicht nur schulische Outsider einzubeziehen und sie Schule als Heimat erleben zu lassen. Sondern über sie lässt sich ein Netzwerk mit außerschulischen Partnern aufbauen, das im regulären Schuljahr zu spürbarer Entlastung führt.

Kinder auf Pausenhof
© pololia / stock.adobe.com

aus: Schule leiten Nr. 13 / 2018

Stadt Land Bildung – Schule am Ort

  • Schuljahr 1-13
Thema Organisation & Gestaltung, Unterrichts- & Schulentwicklung, Organisation & Gestaltung Autor/in Christoph Walther Veröffentlicht 21.08.2018 Aktualisiert 25.08.2022

Christoph Walther

Sommerschule als Instrument, das in verschiedene Richtungen wirkt

In den Sommerferien 2008 fand zum ersten Mal in Hannover eine Sommerschule statt. Es war kein Zufall, dass die Integrierte Gesamtschule (IGS) Linden sich dieses Angebot einfallen ließ und damit, finanziell u.a. unterstützt durch den Rat des Stadtbezirks Linden-Limmer, Pionierarbeit leistete. Gemäß ihrem Selbstverständnis als Stadtteilschule für alle Kinder sah die IGS in der Sommerschule eine zusätzliche Chance zur Einbeziehung von Kindern aus einem durch Armut geprägten, bildungsfernen Milieu: Sommerschule also als Element und Instrument zur Stärkung der Lernbiografie und der Sozialintegration.
Von der Idee zum Angebot in den Ferien
Die Intention: Kein Kind soll verlorengehen, weder dem Leben im Stadtteil noch den Lernprozessen in der Schule. Der Erfolg schon des ersten Durchgangs überzeugte den Rat der Stadt Hannover so sehr, dass er seit 2009 die Finanzierung nicht nur für die IGS Linden, sondern auch für mittlerweile sechs weitere Gesamtschulen übernahm. Angesichts inzwischen noch größerer Herausforderungen für Schule Inklusion, Einbeziehung von Flüchtlingen , sich auf Heterogenität einzustellen, bestätigt das Projekt Sommerschule jedes Jahr neu seine integrierende Kraft und gehört mittlerweile zum festen, städtisch geförderten Repertoire an Ferienangeboten durch Gesamtschulen für ihre Schülerinnen und Schüler.
Angefangen hatte alles an der IGS Linden mit der Beobachtung, dass allzu viele Kinder aus ökonomisch benachteiligten Familien, trotz intensiver Ganztagsbetreuung und schulischer Fördermaßnahmen mit der Schule „fremdeln, keinen Zugang und keine Sprache für schulische Bildungsprozesse finden, nicht intensiv genug an den Lernprozessen im Unterricht beteiligt sind und als Folge davon immer mehr den Anschluss verlieren manche so stark, dass ihr Schulabschluss gefährdet ist. Eine weitere Beobachtung gab zu denken: Die meisten dieser Kinder kamen nach den Ferien nicht gestärkt und mit Vorfreude auf neue Lernerfahrungen zurück, sondern hatten an Kompetenzen, an Aufgeschlossenheit, geistiger und sprachlicher Regsamkeit eingebüßt. Offensichtlich waren sie in anregungsarmen Ferien auf sich gestellt und hatten, ohne Kontakte in den Stadtteil, die Zeit isoliert totgeschlagen. Isoliert zu sein aber weckt Ohnmachtsgefühle, führt zu Sprachlosigkeit und verhindert Lernen.
Das Kollegium der IGS Linden folgerte daraus, dass die schulische Verantwortung für die Lernentwicklung bestimmter Kinder auch die Ferienzeit einschließen muss. „Wenn wir uns schon während der Unterrichtszeit wegen der Chancengleichheit ganztags um die Schüler kümmern, dann können wir doch nicht so tun, als gäbe es das Problem in den Ferien nicht, brachte eine Lehrerin die Einstellung des Gesamtschulkollegiums auf den Punkt.
Von kleinen Ferienschulen zur Sommerschule
Eine erste Konsequenz der Schule war die Einrichtung zweier „kleiner Ferienschulen für Kinder des 5./6. Jahrgangs an jeweils drei Brückentagen in den Oster- und Herbstferien. Die Kinder trafen sich in einem Lindener Jugendzentrum, wurden von einer Sozialpädagogin und Oberstufenschülern des Pädagogikkurses betreut, erkundeten den Stadtteil, spielten, kochten, lasen und lernten zusammen. Zwischen 20 und 30 Kinder nahmen freiwillig teil, zumeist, weil ihnen allein in den Ferien langweilig war, einige aber auch, weil ihnen Lernangebote zum Erwerb von noch nicht verankerten Basiskompetenzen im Schreiben und Rechnen gemacht wurden.
Mit diesen und zwei weiteren Integrationsprojekten gewann die…
Friedrich+ Schulleitung

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