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Caring Communities im Kontext von Palliative Care

Am Ende des Lebens in gesellschaftlicher Verbundenheit

Inwieweit kann das Verständnis von Palliative Care auf eine kommunale Sorge- und Helfenskulturübertragen werden? Damit beschäftigt sich der Beitrag.

Grafik: Menschenkette in der Form eines Hauses
Über das Sozialrecht unterstützen alle Menschen die häusliche Begleitung Sterbender. , © mast3r | stock.adobe.com

aus: pflegen Palliativ Nr. 56 / 2022

Palliative Care zu Hause

  • Praxiswissen
Thema Organisation & Management, Qualifizierung, Team Autor/in Stefanie Kämper Veröffentlicht 10.11.2022 Aktualisiert 15.11.2022

Stefanie Kämper

Am Ende des Lebens in gesellschaftlicher Verbundenheit

Inwieweit kann das Verständnis von Palliative Care auf eine kommunale Sorge- und Helfenskultur übertragen werden? Zwei Aspekte sind dafür zentral: verschränkende Hilfen als sektorenübergreifender Versorgungsauftrag und die von Befähigungen der lokalen Akteure.

Zahlreichen Untersuchungen zufolge möchten die meisten Menschen zu Hause sterben. Daten der tatsächlichen Sterbeorte belegen, dass über 50 % der Menschen in Deutschland im Krankenhaus sterben (DHPV e.V., 2017; Klie, 2016; Klindtworth et al., 2013). Hier zeigt sich ein deutlicher Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit, der eine gelingende Zusammenarbeit zwischen lokal institutionellen Akteuren und informellen Hilfe- und Unterstützungsarrangements infrage stellt. Im Sinne der Hospizidee sind institutionelle Versorgungsformen keine Konkurrenz zu informellen Hilfe- und Unterstützungsarrangements. Sie stellen ausgerichtet an den Bedürfnissen der Betroffenen ergänzend ihre Expertise zur Verfügung.
Mit dem Ziel, die Unterstützung schwerkranker und sterbender Menschen auf Wunsch bis zum Tod in ihrer Umgebung zu ermöglichen, wurde die Begleitung Sterbender Bestandteil des Versorgungsauftrags der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und in der sozialen Pflegeversicherung (SGB XI). Im wissenschaftlichen Diskurs wird vielfach hervorgehoben, dass die Gewährleistung dieses Versorgungsauftrages jedoch in starker Abhängigkeit zu den lokalen Bedingungen steht. Die Netzwerkidee wurde auch im Hospiz- und PalliativGesetz (HPG) aufgenommen. Dadurch entstanden u. a. abrechenbare Kooperationsanreize zwischen Einrichtungen der langstationären Versorgung und weiteren Akteuren (z.B. Hausärztinnen und Hausärzten, Anbietern für Hospiz- und Palliativversorgung).
Zweifelsohne konnten durch die etablierten Wissensbestände der spezialisierten Palliative Care qualitative Verbesserungen von Behandlungsoptionen und Versorgungssettings erreicht werden. Zugleich birgt die zunehmende Spezialisierung und Segmentierung auch die Gefahr, die Einbeziehung der kleinen Lebenskreise und lokalen Verbundenheit zu vernachlässigen (Gronemeyer, 2014).
Um den Bedürfnissen und Bedarfen der Betroffenen insbesondere in ambulanten Bereichen angemessen begegnen zu können, rücken Modelle transprofessioneller Sorgestrukturen auf Basis des Care- und Case-Managements vermehrt in den Blick wissenschaftlicher Diskurse (Löcherbach et al., 2020). Innere und äußere Sorgekreise, bestehend aus spezialisierter (Palliativ-)Versorgung (SAPV), allgemeiner (Palliativ-)Versorgung (AAPV), sorgender Kommune und nachbarschaftlichem und ehrenamtlichem Engagement, stellen demzufolge die Grundbedingung dafür, dass ein Leben in der eigenen Häuslichkeit bis zuletzt möglich ist (Abel et al., 2018).
Sektorenübergreifender Versorgungsauftrag
Die im Jahre 2010 entwickelte Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland und deren Umsetzung in eine nationale Strategie richtet sich mit ihren Handlungsempfehlungen sowohl an Politik und Institutionen als auch an Privatpersonen für eine Entfaltung und Förderung kommunaler Hilfepotenziale. Sie tritt für das Recht auf ein Sterben in Würde ein (DHPV, DGP, BÄK, 2017).
WHO-Definition Palliative Care
WHO-Definition Palliative Care
Laut WHO-Definition aus dem Jahre 2002 ist Palliative Care „ein ganzheitlicher Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen: durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden…
pflegen+ Demenz & Palliativ

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