Ute Große-Westermann
In einer Zirkusprojektwoche gestalten die Kinder klassenübergreifend eine Choreografie mit Hula-Hoop-Reifen und bringen sich mit ihren individuellen Fähigkeiten ein
Es begann mit der Idee, einen Zirkus für die jährliche Projektwoche auf die Beine zu stellen. Das Zirkustheater „StandArt“ übernahm die professionelle Unterstützung für die Münsteraner Stadtteilschule. Gemeinsam mit zwei Zirkuspädagogen entwickelte das Schulteam ein Konzept, das viele Möglichkeiten und Herausforderungen bot. Im Fokus der Planungen standen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Wünschen, Erwartungen und individuellen Voraussetzungen. In einem eintägigen Workshop durch StandArt sammelten alle Personen, die eine Zirkusnummer begleiten sollten, Erfahrungen mit den Bewegungskünsten. Sie lernten verschiedene Techniken kennen und entwickelten gemeinsam einen Gestaltungspielraum für die Kinder. Der folgende Beitrag zeigt in einer kurzen Sequenz, wie die Schülerinnen und Schüler der Hula-Hoop-Gruppe kooperativ an ihrer Zirkusnummer arbeiten und dabei ihre Kompetenzen zur kreativen Bewegungsgestaltung weiterentwickeln und ihr Selbstbewusstsein stärken.
Zirkus erleben
Vom ersten Tag an tauchen die Kinder in das Zirkusleben ein. Sie lernen das Zelt mit der Manege, die Übungsorte und ihre Gruppe mit den Lernbegleitungen kennen. Mit dem Hula-Hoop-Reifen als Bewegungsgerät probieren sie alleine, mit einem Partner, einer Partnerin oder in Kleingruppen Kunststücke für die Manege. Tobi und Daniel, die Zirkuspädagogen, schauen zwischendurch vorbei und geben hilfreiche Tipps für Groß und Klein. Mit Blick für Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf schaffen die Teams für jedes Kind ein persönliches kleines Projekt innerhalb der großen Show.
Für die gesamte Zirkuswoche werden die Klassenverbände aufgelöst. Die besondere Art des Umgangs der Artistinnen und Artisten untereinander und mit den Lernbegleitungen erklärt sich durch das gemeinsame Ziel, die Hula-Hoop-Nummer. Dies begünstigt, dass die Gruppe wertschätzend, ernsthaft, rücksichtsvoll, sich gegenseitig beachtend miteinander arbeitet. Gleichzeitig birgt dieser Wechsel der bekannten Lerngruppe für Kinder, die nur zögerlich neue Kontakte knüpfen, eine große Herausforderung. Im Verlauf des Projekts entsteht jedoch bei den allermeisten Teilnehmenden ein Wir-Gefühl über die Schul- und Klassengrenzen hinaus. K1
Hula-Hoop-Choreografie mit Musik
Die Schönheit der Hula-Hoop-Zirkusnummer wird durch eine harmonische Gesamtdarstellung erzeugt. Es soll gelingen, die verschiedenen Hula-Hoop-Kunststücke und die sehr unterschiedlichen motorischen und koordinativen Voraussetzungen der Gruppe unter einen Hut zu bekommen. Die Lernbegleitungen, eine Sportlehrerin und eine Erzieherin aus der Ganztagsschule entscheiden sich nach dem ersten Übungstag für die kooperative Erarbeitung einer Choreografie nach Musik. Die Musik unterstützt den Gestaltungsprozess, indem sie Bewegungstempo und -intensität vorgibt. Darüber hinaus wird durch die Musik eine bestimmte Atmosphäre erzeugt, was die Kreativität der Kinder anregen soll. Beispielsweise haben die Schülerinnen und Schüler die Idee, am Anfang zu „schlafen“, weil der sehr ruhige Rhythmus dazu einlädt. Der bewusste Einsatz eines strukturierenden Musikstücks erlaubt es, fließende Übergänge und dynamische Verbindungen zu schaffen und gleichzeitig eine Unterstützung zur Einhaltung der Bewegungsabfolge zu geben. Eine festgelegte Abfolge schafft durch Raumwege, Aufstellungsformen und Bewegungsabfolgen eine unterstützende Struktur und…
