Über Gänge und Bildungswege

Glosse

Übergänge sind keine Naturgewalten, sondern Menschenwerk. Das sollte bedacht werden, wenn über Bildungswege und ihre Verschlingungen nachgedacht wird.

Lernende Kinder in Schulraum, modern
© Syda Productions / stock.adobe.com

aus: Lernende Schule Nr. 89 / 2020

Übergänge

  • Schuljahr 1-13
Thema Organisation & Gestaltung Autor/in Udo Klinger Veröffentlicht 17.03.2020 Aktualisiert 25.08.2022

Udo Klinger

Über Gänge kann man im Kontext von Schule vieles sagen. Sie sind oft lang und trist, vollgestopft mit lärmenden Lehrempfängern. Sie bieten Zugang zu Klassenräumen und anderen Lehrstuben, steuern Kinderströme und dienen so der Logistik. Oder denken wir an die Gängelung unserer Kinder in Bildungs-Gängen, Lehr-Gängen und Unterrichts-Gängen. Über-Gänge sind ein zentrales Merkmal unserer deutschen Bildungswege, die sich mehr oder weniger ausgetreten durch die Bildungslandschaft schlängeln. Lassen sie sich gar mit Grenzübergängen vergleichen, über die wir Länder mit anderen Kulturen, Verkehrsregeln und Währungen betreten? Finden wir uns dort zurecht? Beherrschen wir die neue Sprache? Mögen wir die anderen Leute?
Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Übergänge sind so alt wie die Welt. Der erste erfolgte vom Chaos zur Ordnung, vom Nicht-Sein zum Sein. Den können wir klar zu den abrupten Übergängen zählen, dicht gefolgt vom Übergang vom Nicht-Lebenden zum Lebenden und zurück, Geburt und Tod. Der Zustand verändert sich jeweils dramatisch. Danach ist alles anders!
Aber es geht auch sanft! Sanfte Übergänge werden oft gar nicht als solche wahrgenommen. Ein Zustand verändert sich allmählich, kontinuierlich und kaum merklich. Nicht instantan, sondern über einen längeren Zeitraum. So, wie ein Kind heranwächst und sich entwickelt. Oder so, wie sich Bildung einstellt.
Auch die organisierte Bildung ist geprägt durch Übergänge! Nach dem ersten Schock ein neues Leben tritt in die Welt verlassen die Kleinen den Schoß der Familie, um in der KiTa eine zweite Heimat zu finden. Es folgen Grundschule, weiterführende Schule, Berufsausbildung oder Studium.
Ob sanft oder abrupt, ist durchaus unterschiedlich. Der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule ist eher schwierig. Hier enden mütterliches Umsorgtwerden und ein eher familiäres Miteinander. Danach ist nichts mehr so, wie es einmal war: Ort, Schulweg, Gebäude, Klasse, Fächer, Lehrkräfte
Der Übergang von der Oberstufe zum Studium wird dagegen immer sanfter. Bis zum Abitur ist das Lernen im Kurssystem organisiert, während die Hochschulen zunehmend verschulen. Der Übergang ins Berufsleben wiederum gleicht einem Eintritt in eine feindliche Welt. Urplötzlich gibt es echte Fragen, Probleme und Aufgaben,die Wohlfühlzone löst sich auf, Betütteltwerden war gestern! Die harte Wirklichkeit umfängt die Übergänger!
Wenden wir uns noch einmal kurz der Theorie des Übergangs zu. Zunächst wäre herauszuarbeiten, was den Übergang vom…
Friedrich+ Schulleitung

Jetzt ganz einfach weiterlesen

  • 30 Tage Vollzugriff
  • 3 Downloads inklusive

Du bist bereits Abonnent:in?

Anzeige
Anzeige

Alle Zeichen deuten darauf hin:
Du bist bereits Abonnent:in oder willst es werden?