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Magazin

Rezensionen zweier aktueller Sammelbände zum Thema Begabtenförderung und individuelle Förderung multipler Begabungen.

aus: Lernende Schule Nr. 76 / 2016

Begabungen fördern

  • Praxiswissen
  • Schuljahr 1-13
Thema Inklusion Autor/in Alexander König, Petra Druschky Veröffentlicht 06.12.2016 Aktualisiert 25.08.2022

Petra Druschky

Solzbacher, Claudia; Weigand, Gabriele; Schreiber, Petra (Hg.):
Begabtenförderung kontrovers?
Konzepte im Spiegel der Inklusion. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2015, 223 Seiten, € 24,95.
Förderung der Potenziale aller Kinder
Das Thema „Inklusion prägt spätestens mit der Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention im Jahr 2009 die öffentliche Debatte in Deutschland. Dabei wird Inklusion oft im Zusammenhang mit sonderpädagogischer Förderung diskutiert. Die Diskussion wird nicht selten normativ im Duktus des „Müssens und „Sollens geführt und ist häufig ideologisch aufgeladen.
Der vorliegende Sammelband macht es sich im Zuge der Kontroverse zur Aufgabe, den Blick zu weiten: Er fragt nach der Schnittmenge zwischen (Hoch-)Begabtenförderung und Inklusionspädagogik, welche auch bildungspolitisch mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz einer „Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler an Bedeutung gewonnen hat. Beide Konzepte schließen sich keinesfalls aus. Vielmehr ergänzen sie sich gegenseitig (vgl. Solzbacher/Behrensen, S. 13 – 25). Voraussetzung ist, dass man einen weiten Begriff der Begabungsförderung zugrunde legt, der sich nicht an rein kognitiven Intelligenzfeststellungstests festmacht, sondern „dynamisch verstanden wird. Dann zielt Begabtenförderung auf die „generelle Förderung von Potenzialen aller Kinder (Solzbacher/Weigand/Schreiber, S. 9).
Aus diesem Grund zeigt Gabriele Weigand im theoretischen Teil des Buches, wie eine inklusiv ausgerichtete Begabungsförderung das einzelne Individuum als Person ins Zentrum der Überlegungen stellen muss. Sie beschreibt den Begriff der Person in verschiedenen normativen Dimensionen (Prinzip, Prozess, Relationalität), in seinen Funktionen für die pädagogische Praxis sowie den sich ergebenden Konsequenzen.
Von diesem Punkt ausgehend, stellt Victor Müller-Oppliger das „Schoolwide Enrichment Model (SEM) als Paradigma für eine inklusive Schulentwicklung vor. Dieser Ansatz zeigt u.a., wie Diagnose, Akzeleration, Separation und integrative Förderung durch Personalisierung, Individualisierung und Binnendifferenzierung konzeptionell zusammengedacht werden können. Besondere Bedeutung weist das SEM-Modell speziell aus- oder weitergebildeten Fachlehrkräften zu (S. 48), die in stetem Dialog mit den Lernern stehen und als Lernberater/-innen sowie Lernbegleiter/-innen fungieren.
Während Hildegard Macha in ihrem Beitrag der Frage nachgeht, welche Rolle dem Genderaspekt bei der Begabungsförderung zukommt, betrachten Michaela Vogt und Katharina Krenig auf der Grundlage des „Index für Inklusion unterschiedliche Strukturebenen einer inklusiven Schulentwicklung. Sie plädieren in diesem Zusammenhang nachdrücklich für eine „Annäherung von Inklusions- und Hochbegabtenforschung (S. 81), um die Vision einer bildungsgerechteren Schule umzusetzen.
Im Unterschied dazu wenden sich Christina Schwer und Claudia Solzbacher in ihrem Aufsatz der einzelnen Lehrkraft zu. Sie erörtern den Zusammenhang von inklusiver Begabtenförderung und professioneller Haltung. Die Autorinnen kommen unter Bezugnahme auf die „Persönlichkeits-System-Interaktionen-Theorie von Julius Kuhn zu dem Ergebnis, dass Haltung sich in lebenslang erlernbaren Selbstkompetenzen (u.a. Absichtsbildung, -umsetzung, Selbstentwicklung) zeige. Folglich schließt der Beitrag mit der Forderung, die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Inklusion zu intensivieren, welche „eine Thematisierung von emotions- und selbstbezogenen Inhalten und eine persönliche Auseinandersetzung ermöglichen (S. 101).
Franzis Preckel, Eva Stumpf und Wolfgang Schneider eröffnen den empirischen Teil des Bandes mit einer Vorstellung von zentralen Ergebnissen des „Projekts zur Untersuchung des Lernens in…
Friedrich+ Schulleitung

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