Karin Anders
Viertklässler reflektieren ihre Strategien beim Addieren im Kopf
Sind die schriftlichen Verfahren zur Addition und Subtraktion eingeführt, tendieren einige Kinder dazu, alle Aufgaben ausschließlich schriftlich zu rechnen. Strategisches Rechnen wird außen vor gelassen, auch bei überschaubaren Aufgaben. In der dargestellten Unterrichtsreihe werden die Kinder angeregt, bestimmte Rechenstrategien zu reaktivieren und über ihre Eignung für das mündliche und halbschriftliche Rechnen nachzudenken.
Nach der Einführung der schriftlichen Rechenverfahren zur Addition und Subtraktion, wird strategisches Rechnen von den Kindern oft vernachlässigt. Werden die Aufgaben dann nur noch symbolisch präsentiert, können einige Kinder verleitet sein, weiterhin, ohne nachzudenken, alles schriftlich zu rechnen. Präsentiert man die Aufgaben dagegen mündlich, also flüchtig, ist oft strategisches Rechnen gefragt, um zum Ergebnis zu kommen. Aber sicherlich ist die Flüchtigkeit der Präsentation kein alleiniges Heilmittel. Erst die Repräsentation einer Aufgabe ermöglicht es oftmals, an Strategie- und Zahlwissen anzuknüpfen.
Flexibles Rechnen im Kopf
Die 26 Viertklässler sind seit der ersten Klasse gewohnt, über Rechenwege zu diskutieren und Forschermittel zur Veranschaulichung ihrer Strategien und Entdeckungen zu verwenden.
Die erste Stunde der Einheit verschafft einen Überblick über die persönlichen Zugangsweisen, Methoden und Rechenstrategien. Zehn Aufgaben, ausgesucht nach den Kriterien „leicht zu merken“ und „offensichtliche Rechenvorteile“, werden einzeln und nacheinander mündlich gestellt.
Allen Lernenden bleibt freigestellt, wie sie rechnen und wie viel und was sie notieren. Jedes Kind erhält ein Arbeitsblatt (KV 14 ), auf dem es das Ergebnis notieren und vermerken kann, wie es diese Aufgabe gelöst hat. Die Aufgaben selbst sind dort nicht sichtbar. Ist das Ergebnis notiert, hören die Kinder die nächste Aufgabe.
Nachdem die Summen kontrolliert wurden – die Kinder vergleichen mit den Ergebnissen an der Tafel –, erfolgt eine Abfrage über die Verteilung der Rechenmethoden auf die einzelnen Aufgaben (Tabelle 1
).
Erwartungsgemäß gelingen fast allen Kindern die ersten drei Aufgaben ohne Notation. Unter denen, die schriftlich untereinander ziffernweise rechnen, befinden sich auch starke Lernende. Sie geben an, aus Sorge, die Aufgabe zu vergessen, sie schnell notiert zu haben.
Bekannte Strategien bwusst machen
Um an die bekannten halbschriftlichen Strategien zu erinnern, werden bestimmte Aufgaben im Zahlenraum bis 100 an der Tafel notiert (z. B. 47 + 27, 35 + 36, 13 + 87, 72 + 38).
Die Kinder analysieren zuerst die Struktur der Aufgaben, lösen sie und beschreiben rückblickend ihre erkannte Struktur und die Strategie dem Tischnachbarn. In der gemeinsamen Auswertung fällt auf, dass die Beziehungen zwischen den…
