Sound Design

Eine Annäherung an eine oft überhörte Kunst

Der Begriff Sound Design im Theater umfasst die Bereiche Musik, Klangeffekte, Umgebungsgeräusche, Mikrofonierung und Verstärkung. Er wird sowohl für den Prozess der Gestaltung von Klangereignissen – und damit der Beeinflussung des Publikums – als auch für das Resultat, das fertige Design, verwendet. Je nach Kontext wird dabei die Theatermusik – sei es live oder eingespielt – getrennt behandelt oder einbezogen. Welche Entwicklung hat das Sound Design genommen und welche Potenziale bietet es für das – zeitgenössische – Theater?

An vielen Theatern wird mit der Software Ableton Live gearbeitet.
An vielen Theatern wird mit der Software Ableton Live gearbeitet. , Foto: © Victor Lucas / Alamy Stock Foto

aus: Schultheater Nr. 47 / 2021

Sound

  • Fachwissen
  • Schuljahr 1-13
Thema Theatertheorie Autor/in David Roesner Veröffentlicht 15.12.2021 Aktualisiert 25.08.2022

David Roesner

Eine Annäherung an eine oft überhörte Kunst

Der Begriff Sound Design im Theater umfasst die Bereiche Musik, Klangeffekte, Umgebungsgeräusche, Mikrofonierung und Verstärkung. Er wird sowohl für den Prozess der Gestaltung von Klangereignissen und damit der Beeinflussung des Publikums als auch für das Resultat, das fertige Design, verwendet. Je nach Kontext wird dabei die Theatermusik sei es live oder eingespielt getrennt behandelt oder einbezogen. Welche Entwicklung hat das Sound Design genommen und welche Potenziale bietet es für das zeitgenössische Theater?

Gerade die Entwicklung der Musik im 20. Jahrhundert hat dazu beigetragen, dass „Klang/Geräusch und „Musik oft keine klar getrennten ästhetischen Kategorien mehr sind (vgl. Kahn 1999; Brown 2010; Brown 2020). Darüber hinaus ist die menschliche Stimme als wichtiges akustisches Element des Theaterereignisses zunehmend in den Bereich des Sound Designs gerückt: Mikrofone, sowohl sichtbare als auch versteckte, werden in Theaterproduktionen häufig eingesetzt und unterwerfen die menschliche Stimme nicht nur einer Verstärkung, sondern auch einem „Design, d.h. sie wird in ihrer Charakteristik verändert, verzerrt, auf- oder abwärts gepitcht oder in virtuelle akustische Räume gestellt.
Schließlich kann eine Vielzahl künstlicher Umgebungsgeräusche konkret oder abstrakt, subtil oder überwältigend durch die Möglichkeiten moderner Sound Software erzeugt und wiedergegeben werden und lässt das Publikum somit in eine Klangwelt nach Wahl des Sound Designers eintauchen.
Die Renaissance des Sounds
Sound Design wird im Theater oft überhört vom Publikum, von Kritikerinnen und Kritikern sowie von Theaterwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Lange Zeit galt es als ein untergeordnetes Gewerk, das vor allem einem höheren Zweck diente, sei es die Illusionen eines Ortes zu erzeugen, eine Situation oder Handlung zu etablieren oder sei es als eine Art atmosphärischer „Geschmacksverstärker, der die sinnliche Wahrnehmung des Publikums für die Stimmung einer Figur oder einer Szene intensiviert.
Gleichzeitig ist an den Theatern der Einsatz von Musik und Sound Design mit Einzug der Digitalität zu neuer Blüte erwacht und aus kaum einer Aufführung wegzudenken. Einspieler oder Live-Musik haben sowohl quantitativ als auch qualitativ an Bedeutung gewonnen. Dabei wird in vielen Fällen der Ton nicht mehr nur als oft illustrative letzte Zutat am Ende der Proben eingesetzt, sondern ist zu einem wichtigen konzeptionellen und dramaturgischen Instrument geworden.
Historische Bedingungen
Was hat zu dieser erneuten Verbreitung und gesteigerten Bedeutung der aktiven Gestaltung des auditiven Geschehens in einer Theaterinszenierung geführt? Für die westlichen Theatertraditionen sind vier Aspekte vorherrschend:
  • Die Theateravantgarde zeigte großes Interesse an allem Klanglichen (vgl. Ovadija 2013, Curtin 2014), indem sie einerseits Geräusche und die materielle Beschaffenheit von Klängen von Stimmen bis hin zu Maschinen begrüßte. Andererseits lehnte sie das ab, was sich eher dem „semantischen Hören (Chion 1994, S. 25) erschließt also die vor allem diskursiven Bedeutungen von Klängen, Musik und Sprache.
  • Der Beginn des Filmzeitalters und die rasche Aufwertung von Musik und Geräuschen im Kontext der bewegten Bilder stehen in enger Wechselbeziehung zu Theatermusik und -klang.
  • Die Erfindung der elektronischen Tonaufzeichnung, -wiedergabe und -verstärkung ab den 1890er Jahren (vgl. Collison 2008) und ihre wenn auch erstaunlich langsame Integration in die Theater ab…
Friedrich+ Schultheater

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