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Inszenierte Jugend

Reflexionsimpulse zur Theaterarbeit von und mit Jugendlichen

„Jugend“: Das ist keine natürliche, a-historische Größe. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, dass gesellschaftlich hergestellt, also sozial konstruiert wird. Daran ist auch die Theaterpädagogik – in Theorie und Praxis – beteiligt. Was bedeutet dieses Verständnis für die Schultheaterarbeit?

Die Inszenierung spielt mit Fremd- und Selbstbildern sowie gesellschaftlichen Konstruktionen und Erwartungen.
Die Inszenierung spielt mit Fremd- und Selbstbildern sowie gesellschaftlichen Konstruktionen und Erwartungen. , Foto: Inszenierung „Raunen“ beim Theatertreffen der Jugend 2022 © Berliner Festspiele / Bundeswettbewerbe, Foto: Dave Großmann

aus: Schultheater Nr. 53 / 2023

Lebenswelten

  • Fachwissen
  • Schuljahr 7-13
Thema Theatertheorie Autor/in Ina Driemel Veröffentlicht 19.06.2023 Aktualisiert 23.06.2023

Ina Driemel

Reflexionsimpulse zur Theaterarbeit von und mit Jugendlichen

„Jugend: Das ist keine natürliche, a-historische Größe. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, dass gesellschaftlich hergestellt, also sozial konstruiert wird. Daran ist auch die Theaterpädagogik in Theorie und Praxis beteiligt. Was bedeutet dieses Verständnis für die Schultheaterarbeit?

Die Jugend lebt vom Drama und schwelgt in Extremen: Das Zitat stammt aus einem Roman von Paul Auster (2017, S.  19). Es ist nur ein Beispiel von vielen, das Anlass zur Diskussion bieten hinsichtlich gesellschaftlich kursierender Vorstellungen von bzw. Zuschreibungen an „Jugend. Solche Zuschreibungen, denen stets eine Tendenz zur Pauschalisierung innewohnt, sind Teil des gesellschaftlichen Diskurses um Jugend. Sie tragen zu dessen Aufrechterhaltung bei oder anders formuliert: Sie sind Teil der sozialen Konstruktion von „Jugend.1
„Die Jugend der Sozialwissenschaft
Hinsichtlich der Betrachtung von Jugend als Konstrukt und als Diskursphänomen kommt der Jugendsoziologie eine wichtige Rolle zu. Als spezielle Teildisziplin der Soziologie beschäftigt sie sich mit der Stellung bzw. Bedeutung der Jugendphase im Kontext von Gesellschaft. Zentrale Paradigmen sind das Generationenkonzept und die These von der eigenen Kultur der Jugend.
Mit Blick auf Erstgenanntes hat die Jugendsoziologie seit den 1960er-Jahren eine Vielzahl an Generationsgestalten respektive generationsspezifische Typisierungen hervorgebracht: Angefangen mit der „Skeptischen Generation in den 1960er-Jahren bis zur heutigen „Netzgeneration (vgl. Hebecker 2001) oder auch „Digital Natives 2.0 (vgl. Leven/Utzmann 2019). Zum anderen finden sich aktuell politische Generationsgestalten, wie die der „Generation Greta (vgl. Hurrelmann/Albrecht 2020), die als Synonym gilt für eine Jugend, die sich durch ein großes politisches Engagement auszeichnet, wie insbesondere in Gestalt der Klimaprotestbewegung „Fridays for future.2
Ähnlich breit aufgestellt ist der Diskurs um Jugendkulturen, worunter ganz allgemein Formen „jugendlicher Vergesellschaftung (Heyer/Palentien 2015, S. 74) verstanden werden (z.B. Gothic-Szene, Hip-Hop-Szene, Technokultur, Antifa, „Beauty Gurus oder die Visual Kei-Szene). Kennzeichnend für diesen Diskurs ist insbesondere die Betonung von Jugendkulturen als „Eigenwelten im Sinne von Selbstgestaltung und Autonomiebestrebungen. Damit geht nicht selten eine Form des Othering einher, indem Jugendliche „als anders als die Erwachsenen konstruiert werden.
Eine weitere Akteurin im Zusammenhang mit Konstruktionen von Jugend stellt die empirische Sozialforschung dar. Dabei genießt insbesondere die Shell-Jugendstudie einen hohen Bekanntheitsgrad. Das gründet nicht nur darin, dass es sich um eine breit angelegte Repräsentativbefragung handelt (2000 bis 2500 Jugendliche werden befragt). Auch weisen diese eine hohe Kontinuität auf (1952 bis zuletzt 2019). Die Studien tragen insofern ganz wesentlich zur gesellschaftlichen Konstruktion von Jugend bei, als versucht wird, die Jugend einheitlich prägnant zu bestimmen. Auch geht mit ihnen der Entwurf einer politischen bzw. a-politischen Jugend einher. So ist die Frage nach dem Verhältnis von Jugend zur Politik ein fester Bestandteil der Befragungen, deren Ergebnisse, insbesondere in den Medien, häufig polarisierend dargestellt werden im Sinne der einen politisch engagierten Jugend oder eben der anderen, politikverdrossenen Jugend.
„Jugend in der Theaterpädagogik: die theaterspielende Jugend
Mit Blick auf den Diskurs zur…
Friedrich+ Schultheater

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