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Da ist Emil erst mal selber!

Wie Bewegungschoreografien eine strukturelle Rahmung geben

Für die Inszenierung von „Emil und die Detektive“ waren Bewegungschoreografien ein wichtiges strukturierendes Gestaltungsmittel. Sie gaben der inszenierenden Gruppe sowohl während der Entwicklung als auch bei den Vorstellungen Sicherheit und Energie. Und sie zogen das häufig junge Publikum in ihren Bann.

Zu Beginn der dritten Verfolgungsjagd hält eine Schülerin als Emil Ausschau nach Grundeis. Sie trägt die typische Jeansmütze.
Zu Beginn der dritten Verfolgungsjagd hält eine Schülerin als Emil Ausschau nach Grundeis. Sie trägt die typische Jeansmütze. , Foto: © Greta Ernst

aus: Schultheater Nr. 56 / 2024

Tanzen

  • Unterrichtsreihe
  • Schuljahr 5-7
Thema Spiel & Inszenierung Autor/in Julia Schöneberger | Anna von Mansberg | Lukas Günther Veröffentlicht 19.03.2024 Aktualisiert 21.03.2024

Julia Schöneberger | Anna von Mansberg | Lukas Günther

Wie Bewegungschoreografien eine strukturelle Rahmung geben

Für die Inszenierung von „Emil und die Detektive waren Bewegungschoreografien ein wichtiges strukturierendes Gestaltungsmittel. Sie gaben der inszenierenden Gruppe sowohl während der Entwicklung als auch bei den Vorstellungen Sicherheit und Energie. Und sie zogen das häufig junge Publikum in ihren Bann.

Das Saallicht erlischt, das Publikum verstummt. Ein Mädchen in ecrufarbenem Leinenhemd und schwarzer Hose stellt sich in die Bühnenmitte. Sie winkt. Musik beginnt. Ihre 24 gleich gekleideten Mitschüler:innen kommen dazu. In einem verdichteten Prolog erzählen sie choreografisch die Geschichte von Emils Reise nach Berlin, wie er im Zug bestohlen wird und in der großen Stadt Freunde findet, wie Emil und seine Detektive im Hauptquartier Pläne schmieden, den Dieb Grundeis verfolgen und ihn in einer Bank stellen. Sieben Minuten später stehen die Darsteller:innen gemeinsam an der Bühnenkante und rufen: „Parole Emil! Doch hier geht die Geschichte erst richtig los …
In der Inszenierung Emil und die Detektive, die im Dezember 2022 von der Theaterklasse 6c der Leonore-Goldschmidt-Schule Hannover präsentiert wurde, waren Bewegungschoreografien ein wichtiges gestalterisches und strukturierendes Mittel. Durch sie wurden die ausgeschmückten Erzählungen aus Erich Kästners Roman auf die Bühne übertragen, inhaltliche Klammern geformt und Szenenübergänge geschaffen. Folglich stellten körper- und bewegungsorientierte Arbeitsansätze ein zentrales Element des eineinhalbjähigen Entwicklungsprozesses dar. Doch gaben die Bewegungschoreografien auch entscheidende Impulse und Ankerpunkte für die Spielgruppe als Gemeinschaft und halfen, prozessuale Herausforderungen zu überwinden.
Starting Points
Das Projekt wurde im Kontext des Schwerpunktclubs Theater entwickelt (s. Organisation). Hier traf zu Beginn der fünften Klasse eine stark heterogene und sozial komplexe Gruppe aufeinander. Die 25 jungen Menschen starteten zwar mit dem gemeinsamen Wunsch, Theater zu spielen, jedoch verbanden sie dies mit der Vorstellung von einem fertigen Textbuch und zugewiesenen Haupt- und Nebenrollen.
Organisation
Organisation
Der Schwerpunktclub
Das projektorientierte Unterrichtsformat Schwerpunktclub findet in den Jahrgängen 5 und 6 der LeoGoS (Leonore-Goldschmidt-Schule Hannover) doppelstündig im Klassenverbund statt. Die Schüler:innen beschäftigen sich gemeinsam mit ihrer Klassenleitung für zwei Jahre mit einem Oberthema (beispielsweise Theater, Journalismus, Umwelt,  …). Ziel dieses Formats ist neben der thematischen Auseinandersetzung die Etablierung und Stärkung einer Klassengemeinschaft sowie die Erweiterung überfachlicher Kompetenzen.
Das Kennenlernen und Arbeiten durch eine theaterpädagogische Herangehensweise, die Etablierung eines Ensembles und die Erarbeitung einer theatralen Spielfähigkeit wurde in dieser ersten Phase durch das hohe Eskalationspotenzial innerhalb der Gruppe zur Herausforderung. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Schüler:innen besonders positiv auf bewegungsorientierte Übungen und musikalische Impulse reagierten. Auf diese Weise war es ihnen möglich, ihre Energie zu kontrollieren und zu fokussieren, konzentriert Übungen durchzuhalten und gemeinsam Aufgaben zu bewältigen.
So war die erste gruppeninterne Präsentation ein kleiner, von Musik begleiteter Bewegungsablauf, der zwar nur aus wenigen Schritten bestand, aber mit viel Applaus der Mitschüler:innen belohnt wurde. Von diesen Erfahrungen ausgehend wurde schnell deutlich, dass Bewegungschoreografien einen sinnvollen gestalterischen Fokus für das Projekt insgesamt bilden könnten.
Parallel zu dem praktischen, gruppenbezogenen…
Friedrich+ Schultheater

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