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Macht der Bilder

KUNST+UNTERRICHT im Gespräch mit Andy Heller

Dieses Gespräch mit Andy Heller gibt Einblicke in die kuratorische Praxis. Vor allem bei heiklen Themen ist ein sehr sensibles Vorgehen bei der Auswahl und Zusammenstellung von Werken notwendig – das lässt sich auch auf kunstpädagogische Entscheidungsprozesse übertragen.

Screenshot während des Video-Gesprächs von Anna-Maria Schirmer und Lars Zumbansen mit Andy Heller
Screenshot während des Video-Gesprächs von Anna-Maria Schirmer und Lars Zumbansen mit Andy Heller , © Autor:innenarchiv

aus: Kunst und Unterricht Nr. 479 / 480

Vernetzt lernen und leisten inkl. IM FOKUS: Kreative Methoden

  • Fachwissen
  • Schuljahr 1-13
Thema Zeitgenössische Kunst Autor/in Anna-Maria Schirmer | Lars Zumbansen Veröffentlicht 19.02.2024 Aktualisiert 21.02.2024

Anna-Maria Schirmer | Lars Zumbansen

KUNST+UNTERRICHT im Gespräch mit Andy Heller

Dieses Gespräch mit Andy Heller gibt Einblicke in die kuratorische Praxis. Vor allem bei heiklen Themen ist ein sehr sensibles Vorgehen bei der Auswahl und Zusammenstellung von Werken notwendig das lässt sich auch auf kunstpädagogische Entscheidungsprozesse übertragen.

Andy Heller (*1975, Abb. 1 ) hat bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Fotografie in England und Leipzig studiert und ist als Künstlerin, Bildredakteurin und Kuratorin tätig. Sie arbeitet für die ZEIT und dekoder.org als Bildredakteurin. Als freie Kuratorin hat sie diverse Ausstellungen zu politischen Themen verantwortet. Im Sommer 2023 war die Ausstellung IRAN inside out im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen (https://www.fkwbh.de/ausstellung/iran-inside-out). Hier wurden fünf Fotografinnen gezeigt, die sich mit der gesellschaftlichen Situation im Iran auseinandersetzen.
Aktuell bereitet Andy Heller eine Neuauflage der Ausstellung Home Again vor, die auch im Willy Brandt Haus zu sehen war und nun in das Stadthaus Ulm (https://stadthaus.ulm.de/) reisen wird (https://www.fkwbh.de/home-again).
Anna-Maria Schirmer: Im Sommer habe ich die Ausstellung IRAN inside out besucht und war sehr berührt. Gerade wenn man die Bilder der Proteste im Iran im Kopf hat, entwickelt diese Ausstellung eine sehr starke Wirkung. Auch die Vielschichtigkeit hat mich überrascht. Wollen Sie vielleicht den Titel und die Konzeption der Ausstellung erklären?
Andy Heller: Der Arbeitstitel war zunächst Frau, Leben, Freiheit. Den Titel und die Ausrichtung der Ausstellung haben wir im Zuge der Konzeption nochmals geändert. Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini am 16. September 2022 (Kasten 1) trat Mirja Linnekugel, die Geschäftsführerin und künstlerische Leitung des Freundeskreises des Willy-Brandt-Hauses an mich heran und fragte mich, ob ich mit ihr eine Ausstellung zum Iran kuratieren möchte. Wir hatten zuvor gemeinsam eine Ausstellung zum Ukraine-Krieg realisiert und sind daher ein eingespieltes Team. Ursprünglich wollten wir die aktuellen Proteste thematisieren, stießen dann aber während unserer Recherchen schnell auf große Herausforderungen.
K1 | Protestbewegung im Iran
K1 | Protestbewegung im Iran
Die Ermordung von Jina Mahsa Amini löste im September 2022 massive bis heute anhaltende Protestbewegungen im Iran aus. Die junge Frau war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das staatliche Hidschab-Gesetz von der Sittenpolizei verhaftet worden und starb aufgrund massiver Gewalt-einwirkung. Ein großer Teil der Proteste, die sich weltweit verbreiteten, wird von Frauen angeführt, die sich gegen die Unterdrückung durch das Regime wehren. Der Kampfruf der Revolution „Jin, Jiyan, Azadì (Frau, Leben, Freiheit) wird von Protestgesten wie dem Ablegen des Hidschab oder auch dem provokativen Abschneiden der eigenen Haare begleitet.
Lars Zumbansen: Inwiefern? Wo lagen die Probleme?
AH: Aufgrund der Angst vor Repressionen gibt es wenig aktuelles Bildmaterial von Berufsfotograf:innen. Die Polizei geht im Iran aktiv gegen die Fotografie und somit gegen das Dokumentieren der Situation vor Ort vor. Zugleich gibt es jedoch eine Flut an Bildern und Videos auf Social Media. Daher hatten wir zu Beginn überlegt, den fotografischen künstlerischen Positionen in der Ausstellung Bildmaterial aus Social Media gegenüberzustellen. Diesen Gedanken haben wir aber relativ rasch verworfen, da es sich dabei zumeist um nicht verifizierbare Bilder mit unklarer Urheberschaft handelt. Die nächste Problematik war, dass es sich bei dem Willy-Brandt-Haus ja per se um einen politischen Ort handelt. Dort steht das, was ausgestellt wird, immer in einem politischen Kontext. Deshalb war es einigen iranischen Fotografinnen, die wir angefragt hatten, schlicht und ergreifend zu gefährlich, dort auszustellen. Wir haben daher unser Konzept verändert und den Fokus auf die iranische…
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