An vielen Ostseereisezielen müssen eine Vielzahl verschiedener Bedürfnisse abgewogen werden. Am Beispiel von Zingst erfahren die Lernenden, wie vielfältig Raumkonflikte diskutiert werden, indem sie eine Karte gestalten.
ThemaTourismusAutor/in Martin RieckeVeröffentlicht 15.12.2021Aktualisiert 25.08.2022
Martin Riecke
Nutzungskonflikte am Ostseestrand Zingst
Baden und Kitesurfen, Vogelschutz und Dünenpflege, Wohnen und Arbeiten – an vielen Ostseereisezielen müssen eine Vielzahl unterschiedlichster Bedürfnisse abgewogen werden. So auch im beliebten Urlaubsort Zingst: An diesem Fallbeispiel können schon Lernende im geographischen Anfangsunterricht ausprobieren, wie vielfältig Raumkonflikte im Fach Geographie diskutiert werden, indem sie eine eigene Karte zu Zingst gestalten.
Sachanalyse
Mit knapp 600000 Ankünften im Jahr ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Region Fischland-Darß-Zingst, zu der auch das Ostseeheilbad Zingst gehört (vgl. Statista 2020, s. Abb.). Zingst ist ein Seebad an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern und liegt eingebettet in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft mit seiner abwechslungsreichen Küstenlandschaft, die u.a. für Kraniche und Seeadler einen wichtigen Rastplatz und Rückzugsort darstellt (vgl. zingst.de 2020).
Der großen Zahl Reisender, die vor allem im Sommer in den Ort kommen, stehen gerade einmal 3000 Einwohnerinnen und Einwohner gegenüber. Die meisten Gäste bleiben knapp sechs Tage in Zingst und stammen vor allem aus Deutschland (vgl. Statista 2021). Der wachsende Druck auf den Naturraum zeigt sich in immer voller werdenden Stränden, die aufgrund der Nationalparkgrenzen nicht erweitert werden können. Der wachsende Druck auf die örtliche Infrastruktur zeigt sich im Verkehrsaufkommen, das mit dem Bau der Darßbahn gemindert werden soll (vgl. NDR 2020). Die Bevölkerungszahl bleibt seit Jahren konstant. Die im Ort Zingst lebende Bevölkerung wird allerdings immer abhängiger vom Tourismus, da andere Arbeitgeber, zum Beispiel die Bundeswehr oder Fischereibetriebe, ihre Standorte geschlossen haben.
Auch wenn manche Formen des Tourismus zu Zeiten stattfinden, die anderswo schon zur Nebensaison zählen, beispielsweise zu den Kranichrastzeiten, ist Zingst wie die meisten Ostseeurlaubsorte vor allem auf den Sommertourismus ausgerichtet. Zahlreiche Campingplätze, Ferienwohnungen, Hotels verschiedener Preisklassen, touristische Infrastruktur wie Minigolfplätze, Heimatmuseen, eine Seebrücke, Fahrradverleih und auf lokaltypische Fischgerichte spezialisierte Restaurants runden das Bild eines typischen Ostseebades ab.
Didaktische Analyse
Zingst kann als stellvertretendes Raumbeispiel eines Ostseeurlaubsortes dienen. Ähnliche Raumkonflikte wie hier lassen sich auch an vielen, wenn nicht gar allen anderen deutschen Ostseestränden finden. So ist die Lage von Binz auf Rügen beispielsweise sehr ähnlich – gelegen zwischen Nationalpark bzw. Naturschutzgebiet und Binnengewässer, mit wenig Raum für Flächenwachstum und einem in den Hauptreisezeiten stark beanspruchten Verkehrssystem.
An den schleswig-holsteinischen Badeorten der Lübecker Bucht wie Pelzerhaken, Scharbeutz oder Timmendorfer Strand stehen zwar teilweise mehr Flächen für Neubauten zur Verfügung, jedoch zeigten die Notwendigkeit der Coronaampel und Strandsperrungen im Sommer 2020 und 2021 anschaulich, wie viele Touristinnen und Touristen in diese Orte strömen. Die Maßnahmen verdeutlichten zudem den Konflikt, ob Gäste oder Einheimische ihre Ansprüche auf Nutzung der Strände zuerst geltend machen dürfen. Auch der Widerspruch zwischen Ökologie (z.B. Deichschutz, Brutvogelschutz) und Tourismus zeigt sich an diesen Orten sehr ähnlich.
Daher kann am Beispiel von Zingst ein typischer Raumkonflikt im Geographieunterricht aufgezeigt werden, der viele Tourismuszentren der Ostsee betrifft: Wie können die Interessen von…
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