Der Ostseeraum hat eine wechselvolle Geschichte, die von zahlreichen Umbrüchen geprägt ist. Der Beitrag nimmt diese Besonderheit als Ausgangspunkt, um die verschiedenen Facetten des Ostseeraums darzustellen.
Der Ostseeraum hat eine wechselvolle Geschichte, die von zahlreichen Umbrüchen geprägt ist. In der jüngsten Vergangenheit setzte das Ende des Eisernen Vorhangs einschneidende Transformations- und Integrationsprozesse in Bewegung, die bis heute grundlegend für die Entwicklung des Ostseeraums sind. Der Beitrag nimmt diese Besonderheit als Ausgangspunkt, um die verschiedenen Facetten des Ostseeraums darzustellen.
Der Ostseeraum ist ein Konstrukt, welches je nach Perspektive eine variable Ausdehnung und eine unterschiedliche Anzahl an Nationalstaaten umfasst. Bereits die Bezeichnung des namensgebenden Meeres deutet diese verschiedenen Perspektiven an. Während sich in Deutschland und Skandinavien die erstmals im 13. Jahrhundert nachweisbare Bezeichnung Ostsee (Ostserse, Östersjön, Østersøen) durchsetzte, bezeichnen die Esten das Meer als Westsee (Läänemeri). Im Polnischen, Russischen, Lettischen und Litauischen wird – wie auch in der englischen Sprache – auf die lateinische Bezeichnung Mare Balticum Bezug genommen, welche im 11. Jahrhundert aufkam. Mare Balticum wiederum entsprang begrifflich der damaligen Wahrnehmung des Meeres, welches das Land wie ein Gürtel (in modum baltei) begrenzt (vgl. North 2011).
Genese
Die Genese des Ostseeraums ist in vielerlei Hinsicht auf die gestaltende Kraft des Eises zurückzuführen (vgl. Beitrag „Das Auf und Ab am Kattegat“ von Wolfgang Fraedrich). Der Ursprung dieses Entstehungsprozesses reicht zurück bis zum Ende der Weichsel-Kaltzeit vor rund 12000 Jahren. Die abtauenden Gletschermassen vor dem Eisrand im heutigen Südschweden ließen zahlreiche Stauseen entstehen. Diese schlossen sich später zum großen Baltischen Eisstausee als frühestem Vorläufer der heutigen Ostsee zusammen (vgl. Spielhagen 2020).
Die eiszeitliche Überformung des heutigen Ostseeraums brachte unter anderem die heute charakteristische, durch Förden und Bodden geprägte Küstenlandschaft des südlichen Ostseeraums hervor (s. Abb. 1, Abb.2). Auch das Hinterland des Ostseeraums ist durch das Vordringen und Zurückweichen der Gletscher geprägt. Dabei haben sämtliche Elemente der glazialen Serie – Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtäler – ihre Spuren hinterlassen und eine facettenreiche Landschaft geformt. In dieser wechseln sich flache Ebenen, Hügelzüge, Täler, Seen und Moore ab.
Abgrenzung
Nach Koschkar (2018) lassen sich fünf Konstruktionen des Ostseeraums unterscheiden: der ökologische Ostseeraum, der historisch-kulturelle Ostseeraum, der ökonomische Ostseeraum, der politische Ostseeraum und die europäische Makroregion Ostseeraum. Angesichts dieser Vielschichtigkeit sollten konkrete Abgrenzungsversuche jeweils kontextbezogen erfolgen. Beispielsweise ist es für Betrachtungen des Ökosystems notwendig, das gesamte Wassereinzugsgebiet der Ostsee zu berücksichtigen. Deshalb ziehen Ökologen die Grenze des Ostseeraums um die Einzugsgebiete aller in die Ostsee mündenden Flüsse (vgl. Rydèn 2002).
Auf der politischen Ebene sind hingegen nationalstaatliche Grenzen für die Bestimmung des Ostseeraums entscheidend (s. Abb.3). Mitglieder im Ostseerat als politischer Institution der transnationalen Zusammenarbeit sind die Ostsee-Anrainerstaaten sowie, vorrangig aus historischen Gründen, Island und Norwegen (vgl. Ewert 2012). Trotz dieser (und weiterer) Festsetzungen ist der Ostseeraum stets als Handlungsraum zu begreifen, der durch das Wirken unterschiedlichster Akteure auf verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen permanent (re)produziert wird (vgl.…
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