Die Kunsteisbahn-Katastrophe am Königssee/Berchtesgadener Alpen
Ein Wildbach fasziniert durch Natürlichkeit und die Kraft des rauschenden Wassers. Doch Starkregen im Hochgebirge macht die Idylle schnell zum Inferno. Die Lernenden erarbeiten, welch dramatische Folgen die Missachtung von Georisiken haben kann und erkennen die praktische Bedeutung der Geographie.
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Wie es zu der Katastrophe kamDie Kunsteisbahn Königssee – Steckbrief und Schicksal im Juli 2021
Die Kunsteisbahn-Katastrophe am Königssee/Berchtesgadener Alpen
Ein Wildbach fasziniert durch Natürlichkeit und die Kraft des rauschenden Wassers. Doch Starkregen im Hochgebirge macht die Idylle schnell zum Inferno. Die Lernenden erarbeiten, welch dramatische Folgen die Missachtung von Georisiken haben kann und erkennen die praktische Bedeutung der Geographie.
Sachanalyse
Am 17. Juli 2021 wurden bei einem Unwetter weite Bereiche der weltbekannten Kunsteisbahn Königssee in den Berchtesgadener Alpen, im Südosten Bayerns gelegen, zerstört (s. Abb. 1). Nachdem es schon mehrere Tage zuvor anhaltend geregnet hatte, steigerte sich der Niederschlag für einige Stunden extrem: 60 Millimeter Niederschlag pro Stunde sind an einer Messstelle registriert worden. Dieser extreme Starkregen löste an den sehr steilen Talflanken eines schon Hochwasser führenden Wildbachs mindestens eine Mure aus, wahrscheinlich kombiniert mit einer Stein- und Blocklawine. Die Massen stauten sich an Querbauten im Startbereich der Kunsteisbahn. Dadurch wurde das überschießende Hochwasser mit Geröll- und Geschiebemassen auf weitere Gebäude und dann in die Betonschale der Bahn gelenkt, in der die Flut ihren Lauf bis ans Bahnende am Ufer des Königssees nahm. Die massiven Einwirkungen führten zu einem Schaden von über 50 Millionen Euro.
Um die Kunsteisbahn am Königssee olympiatauglich zu machen, wurde sie 2010 unter hohem Zeitdruck renoviert und direkt in die Schlucht eines Wildbachs verlängert. Anstatt dem Wildbach Platz einzuräumen, wurde der Grund der Schlucht zusätzlich mit den Startgebäuden verbaut (https://www.opentopomap.org/#marker=16/47.59045/12.97477). Dabei war längst bekannt und genau dokumentiert (vgl. LfU 2021), dass es im Einzugsgebiet des Wildbachs Klingerbach gewaltige Georisiken gibt: Felssturz, Steinschlag und – für die Katastrophe entscheidend – bei Starkregen auf die labilen Lockermassen an den steilen Talhängen enorme Massenbewegungen (Muren, Stein- und Blocklawinen). Diese reißen auch Böden und Vegetation mit sich und leiten sie in den Klingerbach.
An den niedergegangenen Lockermassen staute sich der Wildbach zunächst. Als dieser natürliche Staudamm dann unter dem Wasserdruck brach, ergoss sich eine Flutwelle mit Geröll und Geschiebe talabwärts, die besonders an Engstellen eine gewaltige Zerstörungskraft entfaltete und ein entsprechend hohes Schadpotenzial nach sich zog.
Ein Starkregen wie am 17. Juli 2021 ist im Nordstau der Alpen episodisch immer möglich, im Raum Berchtesgaden kleinräumig sogar 5- bis 10-mal pro Jahrhundert (vgl. Bochter 2022). Allerdings gibt es eine Reihe von Hinweisen, dass sich die Georisiken „Hochwasser-Welle nach Murgang bei Starkregen auf labile Lockermassen von Hochgebirgssteilhängen“ in den letzten Jahrzehnten infolge des Klimawandels erheblich erhöhten. Auch die Frequenz von besonders gefährlichem Extremhochwasser, das den Mittelwert von mittlerem Hochwasserstand und höchstem Hochwasserstand übertrifft, ist in den Berchtesgadener Alpen seit der Jahrtausendwende sprunghaft gestiegen (vgl. Bochter 2022). Es ist daher dringend geboten, diesem Georisiko samt seinen Folgen insbesondere bei Baumaßnahmen an Wildbächen und Flüssen Beachtung zu schenken.
Zunehmende Georisiken
Hochrangige Politiker aus Bund und Land besuchten nach dem Unwetter zwar den einen oder anderen schwer getroffenen Ort im Berchtesgadener Land, immer aber die Kunsteisbahn. Dort versprachen sie einhellig schnelle Hilfe, Wiederaufbau und „Zähmung des Übeltäters“, des Wildbachs. Ob und ggf. wie die Kunsteisbahn aber wieder…
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