Daniel Knippertz
Amokläufe in Schulen, Unfälle mit Schusswaffen und viele andere Tote könnten der Vergangenheit angehören, wenn in den USA der Zugang zu Waffen eingeschränkt würde. Warum beharren die US-Amerikaner so auf ihr right to bear arms? Welche Folgen hat das? Welche Argumente sprechen dafür, welche dagegen? In einer Infografik arbeiten die Lernenden einen Aspekt dieses komplexen Themas auf und präsentieren ihre Grafik. Dabei schulen sie ihre Visualisierungskompetenz, ihr kritisches Textverständnis und einen transparenten Umgang mit Quellen und Daten.
Das Thema Gun control in the USA in einer Infografik darstellen
Infografiken findet man heute in fast allen Medien. Diese Form der Visualisierung ist so populär geworden, dass die größte deutsche Nachrichtenagentur dpa (Deutsche Presse-Agentur) jährlich einen Preis für die gelungenste Infografik auslobt. Die Infografik ist eine eigene journalistische grafische Darstellungsform, die komplexe Zusammenhänge kompakt und präzise darstellt, strukturiert durch ein Thema leitet und Inhalte anschaulich aufbereitet. Hauptaufgabe einer Infografik ist es, Sachverhalte zu visualisieren und zu vermitteln, auf die die Leser vorher keinen Zugriff hatten (vgl. Füssler 2011). Auch im Fremdsprachenunterricht kann sie Schülerinnen und Schülern dabei helfen, sich Sachverhalte klarzumachen. Sie fördert das Leseverstehen und die Schreibkompetenz der Lernenden sowie ihre „critical thinking and synthesizing skills“ (Davis / Quinn 2014).
Jedoch stellen Infografiken kein Allheilmittel für die Wissensvermittlung dar. Es bietet sich an, anhand eines Beispiels vorab mit den Schülerinnen und Schülern die Darstellung einer Infografik kritisch mit anderen Formen der Visualisierung zu vergleichen. Es wird sich zeigen: Infografiken eignen sich in erster Linie für Themen, die abstrakt sind und deren Informationen so undurchsichtig und komplex sind, dass sie nicht linear erzählt werden können. Gerade bei der Vermittlung von Daten wird deutlich, dass Menschen Zahlenunterschiede schneller wahrnehmen können, wenn sie visualisiert sind und sie sie nicht z. B. in einer Excel-Tabelle anhand der Zahlenwerte erst herausfinden müssen.
Gun control in the US: How to read an infographic
Bei aller Popularität von Infografiken betreten viele Lehrkräfte bei der Arbeit mit diesem Texttypus nach wie vor didaktisches Neuland. Auch in den mittlerweile obligatorischen skills files der Lehrwerke sucht man in der Regel vergeblich nach entsprechenden Einträgen. Deshalb zeigt dieser Unterrichtsentwurf, wie man mit dem kostenlosen online tool Piktochart (https://piktochart.com/) arbeitet und damit die Visualisierungskompetenz von Schülerinnen und Schülern fördert (vgl. z. B. Gretter 2015 und Rummler 2013 für eine Übersicht über weitere online tools zur Erstellung von Infografiken). Dabei steht die produktive Prozessdimension des Unterrichtsprinzips der Veranschaulichung im Vordergrund: Nachdem die Lehrkraft eine Infografik präsentiert hat (Produktdimension) sollen die Lernenden selbstständig eine Infografik erstellen und präsentieren. Die Aufgabe (Create and present a theme infographic) zielt darauf, die Vorzüge der Reduktions- und Strukturierungsfunktion des Genres zu nutzen: Die Lernenden sollen einen komplexen Sachverhalt aus dem umfangreichen, obligatorischen Themenfeld American Dream problemorientiert grafisch aufarbeiten. Es gibt natürlich auch weitere geeignete Themenfelder wie das Vereinigte Königreich im 21. Jahrhundert, Postkolonialismus, globale Herausforderungen und Zukunftsvisionen etc. Die Aufgabe fördert die Text- und Medienkompetenz der Lernenden, indem sie sie dazu anleitet, Informationsquellen kritisch zu bewerten (vgl. Thaler 2015). Denn wenn Lernende im Internet…
