Eine Schülerin trifft in sozialen Medien auf eine seltsame Botschaft: Der wissenschaftliche Konsens, dass der Mensch das Klima beeinflusst, wird bestritten. Die in den Nachrichten angekündigten verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung werden bezweifelt. Sie liest dort weiter, dass die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre sehr positive Wirkungen auf das Pflanzenwachstum in der ganzen Welt habe und unser Planet neu ergrünen werde. Die Schülerin erinnert sich an ihren Unterricht zur Fotosynthese und was sie liest kommt ihr daher stimmig vor, zugleich fühlt sie sich irritiert und verunsichert. Hat die Schülerin eine Chance, die falsche Information als solche zu erkennen? Wie können Schüler:innen die Glaubwürdigkeit mehr oder weniger wissenschaftlicher Informationen begründet beurteilen?
Schüler:innen begegnen in ihrem Alltag vielen verschiedenen Darstellungen zur Klimakrise. Es werden mehr oder weniger zutreffende Informationen zu Ursachen, zur Ernsthaftigkeit der Lage sowie zu Lösungsansätzen für eine nachhaltigere Welt rezipiert. Nahezu allen Darstellungen ist gemeinsam, dass sie nicht direkt von der Wissenschaft zu den Menschen sondern durch Medien vermittelt werden. Das bedeutet, dass Informationen Transformationen durchlaufen. In qualitativ hochwertigen Medien bereiten Wissenschaftsjournalist:innen Forschungsergebnisse für ein Laienpublikum auf. Dabei geht es darum, Relevanz zu setzen, Verständlichkeit herzustellen und Glaubwürdigkeit zu prüfen [1]. Allerdings werden soziale Medien für die Wissenschaftskommunikation immer bedeutsamer, denn kaum ein:e Schüler:in liest regelmäßig Fachzeitschriften wie Nature oder Science und auch nicht die Tages- oder Wochenpresse. Zunehmend informieren sie sich in sozialen Medien zu naturwissenschaftlichen Thematiken wie zum Beispiel der Klimakrise. Dass hier kein zuverlässiger Prozess der Überprüfung von Daten und Informationen durch Wissenschaftsjournalist:innen stattfindet, wie es in Qualitätsmedien der Fall ist, liegt auf der Hand. Vielmehr müssen Schüler:innen nun selbst eine begründete Prüfung der Glaubwürdigkeit von Informationen vornehmen. Sie übernehmen dabei Teilaufgaben des sogenannten Gatekeeping, das in traditionellen Medien die Aufgabe von Wissenschaftsjournalist:innen ist. Aber wie kann das gelingen?
Der Vorgang der Überprüfung von Informationen stellt unter mehreren Gesichtspunkten eine Herausforderung dar: Komplexe Informationen sollen fachlich bewertet und eingeordnet werden. Das ist aufwendig und selbst für informierte Laien selten möglich, denn oft würde man das Wissen von Expert:innen benötigen. Hinzu kommt, dass die Medien ja selbst Interessen verfolgen und z. B. Aufmerksamkeit maximieren wollen. Darunter kann die Sachlichkeit leiden. Im digitalen Zeitalter scheint dann auch noch eine Flut an Informationen auf uns einzuprasseln, die in sozialen Medien und durch Nachrichtenaggregatoren auf unsere Nutzerinteressen zugeschnitten sind. Von alternativen Sichtweisen droht man dadurch abgeschottet zu werden und liest und sieht nur, was man gewohnt ist. Am Wichtigsten aber scheint zu sein, dass Informationen fachlich im Netz zu überprüfen nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch zeitintensiv ist. In aller Regel fehlt diese Zeit. Wir benötigen also Mechanismen, die eine rasche, spontane und dennoch möglichst zuverlässige Einschätzung erlauben. Sie müssten den üblichen Nutzersituationen (Surfen mit dem Handy auf dem Sofa) angemessen sein und zugleich eine Form des Informations-Checks erlauben. Was kann man in einer Zeit von wenigen Minuten erreichen?
Das Drei-Schritt-Modell (Abb. 1
) schlägt ein Verfahren vor, das in drei Schritten zu einer fundierten Entscheidung führen soll:
Schritt 1: Epistemische Wachsamkeit [2]: Eine Information wird als irritierend und fragwürdig wahrgenommen. Ein Moment des…