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Ein Fundus für die Gestaltung von kontextualisiertem Unterricht

Will man bei den Lernenden effektiv Interesse wecken, muss die Lehrkraft sie mit Phänomenen konfrontieren, die sie als „echt“ und „relevant“ wahrnehmen (van Vorst u. a. 2017). Dabei haben sich Phänomen bewährt, die Grinsen oder Grübeln (G&G) hervorrufen. 

Methode, Didaktik, Phänomen
Ein Schildkrötenpanzer, geformt nach einem Plastikträger , Foto: © Courtesy of the Missouri Department of Conservation

aus: Biologie 5-10 Nr. 36 / 2021

Gesund leben

  • Methode & Didaktik
  • Schuljahr 5-10
Thema Methoden & Konzepte Autor/in Katja Weirauch, Tim Boshuis, Patrick Gräb Veröffentlicht 08.11.2021 Aktualisiert 25.08.2022

Katja Weirauch, Tim Boshuis, Patrick Gräb

Ein Fundus für die Gestaltung von kontextualisiertem Unterricht

Jede Lehrkraft hat den Moment schon einmal erlebt und erinnert ihn meist als Highlight des Lehrerdaseins: der Augenblick, wenn die Lernenden deutlich aufhorchen, etwas wirklich wissen wollen, nachfragen und der gemeinsame Unterricht dadurch einen ganz besonderen Schub erhält. Erfolgreiches Lernen wird am effektivsten erreicht, wenn die Lernenden intrinsisch motiviert sind. Dies wird jede Lehrkraft bestätigen und hat die Forschung seit Langem belegt. Wie erreicht die Lehrkraft nun dieses Ziel? Eine erste Antwort könnte lauten: Sie unterrichtet so, dass es die Schülerinnen und Schüler interessiert. Der Haken daran ist, dass Interesse eine sehr individuelle Sache ist was der eine spannend findet, langweilt die andere. Personen aus dem Bereich der Lernpsychologie geben hierzu recht konkrete Empfehlungen (z. B. Hidi/Harackiewicz 2000). Eine davon ist, situatives Interesse zu wecken, denn dieses ist von persönlichen Vorlieben unabhängig.
Mit situativem Interesse ist die spontane Aufmerksamkeit und innere Zuwendung gemeint, die durch eine erste Begegnung mit einer Situation verursacht wird (Mitchell 1993). Im Unterricht wäre das der Moment, in dem eine Schülerin oder ein Schüler in der Begegnungsphase erstmals auf den von der Lehrkraft gesetzten Lernimpuls trifft. Für naturwissenschaftliche Fächer kann das ein Objekt oder ein damit verbundenes Phänomen sein: Ich bringe ein Tierpräparat mit, ich führe einen Versuch vor, ich zeige einen Zeitungsausschnitt, etc. Damit führt die Lehrkraft die Klasse in das Thema des Unterrichts ein, echte Begeisterung zeigt sich aber oft nicht. Was fehlt? Wie kann ich effektiv situatives Interesse wecken? Was kann die Lernenden wirklich aktivieren?
Grinsen oder Grübeln
Will man bei den Lernenden effektiv Interesse wecken, so muss die Lehrkraft sie mit Phänomenen konfrontieren, die sie als „echt und „relevant wahrnehmen (van Vorst u.a. 2017). Oft ist die Suche nach solch einem Phänomen für Lehrkräfte eine sehr zeitintensive und schwierige Aufgabe. Dabei hat sich jedoch Folgendes bewährt: Wenn man selbst bei der Begegnung mit dem Phänomen grinsen oder grübeln muss (G & G), das Phänomen also für uns emotional wirksam ist, so gilt dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch für die Lernenden. Phänomene, wie „Warum werden gebleichte Haare im Schwimmbadwasser manchmal grün? (grinsen) oder „Wieso ist der Schildkrötenpanzer von Plastikfolie deformiert und wie kann das Tier damit noch leben? (Abb. 1, grübeln ), wecken spontan und für die meisten nachvollziehbar Interesse. Auf dieses situative Interesse kann die Lehrkraft dann unterrichtlich aufbauen. Das gelingt aber nur, wenn sie nicht direkt zur Erarbeitung der fachlichen Inhalte übergeht, da sonst alles Sinngebende des Phänomens schnell verpufft. Besser ist es, konsequent am Phänomen zu bleiben und dieses zum eigentlichen Inhalt der Stunde zu machen. Damit bleibt die erreichte Spannung erhalten und es kommen Fragen auf, die Lernende tatsächlich interessieren. Allerdings entstehen dadurch auch besondere didaktische und experimentelle Herausforderungen, die es zu lösen gilt: Authentische Phänomene werfen stets viele unterschiedliche Fragen auf, die beantwortet werden wollen, obwohl sie fachlich oft gar nicht so leicht und vor allem nicht eindeutig beantwortbar sind. Mit den üblichen Schülerexperimenten lassen sie sich oft auch nicht überprüfen. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
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