Männlich, weiblich, inter* …

Geschlechtliche Vielfalt biologisch beschreiben und erklären

Die Merkmalsausprägungen bei Menschen sind vielfältig. Die Lernenden analysieren Merkmale des körperlichen Geschlechts auf drei Ebenen, beschreiben mehr als zwei Geschlechterkategorien und wenden Fachbegriffe korrekt an.

Geschlechtsbestimmung
Sexuelle Vielfalt , @ iStock.com/Prostock-Studio
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„Es wird ein …“ (A)
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Thema Entwicklungsbiologie
Fach Unterricht Biologie
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Das körperliche Geschlecht
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Fach Unterricht Biologie
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aus: Unterricht Biologie Nr. 471 / 2022

Sexualität

  • Unterricht (< 45 Min)
  • Schuljahr 9-10
Thema Entwicklungsbiologie, Genetik, Humanbiologie Autor/in Alexander Lotz Veröffentlicht 14.02.2022 Aktualisiert 25.08.2022

Alexander Lotz

Geschlechtliche Vielfalt biologisch beschreiben und erklären

Nicht nur die geschlechtliche Identität und die sexuelle Orientierung von Menschen sind vielfältig. Auch die Ausprägungen an körperlichen Merkmalen, die dafür herangezogen werden, einen Menschen einem Geschlecht zuzuordnen, sind es. Die Lernenden analysieren die Merkmale auf drei verschiedenen Ebenen in der Entwicklung und können anschließend mehr als zwei Geschlechterkategorien aus biologischer Sicht beschreiben.

Unter dem Begriff Geschlecht wird in der klassischen Biologie häufig die „entgegengesetzte Ausprägung der Gameten und der sie erzeugenden elterlichen Individuen verstanden (Spektrum 1999a). Diese Definition geht von zwei Sorten von Keimzellen aus. Auch die morphologischen, physiologischen und psychologischen Erscheinungen, Funktionen und Beziehungen, die mit der sexuellen Fortpflanzung in Verbindung gebracht werden, sind von einer geschlechtsbezogenen Binarität gekennzeichnet (Spektrum 1999b).
Aber ist das wirklich so einfach? Neuere Forschungsergebnisse aus Systembiologie, Systemorganisationstheorie und Epigenetik hinterfragen diese Auffassung (Voß 2018).
Entwicklungen von körperlichen Merkmalen, deren Ausprägungen nicht den Geschlechterkategorien weiblich oder männlich zugeordnet werden können, werden Intergeschlechtlichkeit genannt. Es gibt unterschiedliche Angaben zur Häufigkeit zwischen 0.018 Prozent und 2.1 Prozent beziehungsweise 3.8 Prozent (Hauck/Richter-Appelt/Schweizer 2019). Das Bundesverfassungsgericht ging 2017 im Zusammenhang mit einem Urteil zu einem positiven Geschlechtseintrag der Geschlechtsangabe „inter/divers davon aus, dass die Häufigkeit von Intergeschlechtlichkeit in der Bevölkerung bei 1:5000 liegt. Demnach lebten 2017 etwa 160.000 intergeschlechtliche Menschen in Deutschland (BVerfG 2017).
Unterschiedliche Forschungsergebnisse zu Entstehungsbedingungen von Intergeschlechtlichkeit lassen vermuten, dass das Geschlecht aus biologischer Sicht ein Spektrum an genetischen, entwicklungsbiologischen, hormonellen, anatomischen und morphologischen Erscheinungen umfasst (Abb. 1 ) (Ainsworth 2015).
Ziele
Ziele
eine Vorstellung von der Entstehung und Entwicklung geschlechtsbezogener Merkmale entwickeln; die geschlechtliche Vielfalt auf verschiedenen Ebenen des körperlichen Geschlechts beschreiben und erklären
Die Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass die Vorstellung zu einfach ist, nach welcher es ausschließlich zwei gegensätzliche und sich zugleich ergänzende Geschlechter gibt. Inzwischen ist bekannt, dass eine Vielzahl von komplexen Vorgängen an der Geschlechtsentwicklung beteiligt ist (Hiort 2021). Vereinfacht lassen sich drei Ebenen unterscheiden, auf denen körperliche Merkmale ausgeprägt werden, die zur geschlechtsbezogenen Kategorisierung herangezogen werden (Kasten 1) (Voß 2018).
1 | Die drei Ebenen des körperlichen Geschlechts
1 | Die drei Ebenen des körperlichen Geschlechts
1. Das chromosomale Geschlecht
Auf der genetischen Ebene sind an der Ausprägung der körperlichen Merkmale die Chromosomen, die Gene sowie deren Regulation beteiligt.
2. Das Keimdrüsengeschlecht
Auf der hormonellen Ebene spielen die Hormone selbst und Rezeptoren, an die die Hormone binden, sowie Hormondrüsen eine wichtige Rolle an der Ausprägung der körperlichen Merkmale.
3. Das genitale Geschlecht
Auf der genitalen Ebene bilden sich innere und äußere Genitalien sowie weitere Bestandteile des Genitaltraktes heraus. Neben den bereits zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen vorhandenen primären Geschlechtsmerkmalen kommt es im Laufe der weiteren Entwicklung zur Ausprägung, aber auch zur Veränderung weiterer körperlicher Merkmale, die als sekundäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden.
Bi…
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