Ansicht anpassen

Die Entwicklung von Interesse im Unterricht

Ansätze zur Gestaltung interessenförderlicher Lernumgebungen im Fach Biologie

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, Hinweise für die Gestaltung interessenförderlichen Unterrichts am Beispiel des Biologieunterrichts zu geben. Hierfür werden die Person-Gegenstands-Theorie des Interesses sowie empirische Studien aus der Interessenforschung herangezogen.

Gruppe von Lehrern
© Photographee.eu / stock.adobe.com

aus: Lernende Schule Nr. 77 / 2017

Begeisterung und Langeweile

  • Schuljahr 1-13
Thema Unterrichts- & Schulentwicklung, Unterrichts- & Schulentwicklung, Schule & Leben Autor/in Nadine Großmann, Matthias Wilde Veröffentlicht 14.03.2017 Aktualisiert 25.08.2022

Nadine Großmann & Matthias Wilde

Ansätze zur Gestaltung interessenförderlicher Lernumgebungen im Fach Biologie

Dem Interesse der Schülerinnen und Schüler kommt im Lernprozess eine bedeutende Rolle zu. Dabei ist Interesse zugleich Bedingung und Ziel schulischer Bildungsprozesse. Sind Schülerinnen und Schüler im Unterricht interessiert und motiviert, können sie langfristiges und tiefgreifendes Wissen aufbauen. Während der Schullaufbahn ist bei Schülerinnen und Schülern jedoch ein Absinken von Fachinteressen zu beobachten, von dem insbesondere naturwissenschaftliche Fächer betroffen sind. Interessenförderung im Unterricht könnte diesem Verfall entgegenwirken. Die Person-Gegenstands-Theorie des Interesses eröffnet mögliche Ansatzpunkte zur Gestaltung interessenförderlicher Lernumgebungen, die im Folgenden vorgestellt werden (Krapp 1992, 1998; Vogt 2007).
Interesse im Kontext Schule
Interesse wird als eine Beziehung zwischen einer Person und einem Gegenstand beschrieben. Dabei wird unterschieden zwischen
  • Interesse als ein auf den Augenblick bezogener Zustand, nämlich einer positiven emotionalen Befindlichkeit mit Bezug auf einen Gegenstand (situationales Interesse) und
  • Interesse als eine lang anhaltende und subjektiv bedeutsame Beziehung zwischen einer Person und einem Gegenstand (individuelles Interesse).
In der Schule stellt der Gegenstand des Interesses zumeist einen Inhalt oder eine Methode eines Schulfachs dar. Besteht Interesse an einem Lerngegenstand, zeichnet sich die Auseinandersetzung mit diesem durch bestimmte Qualitäten aus: Die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand ist von intrinsisch motivierender Qualität und mit angenehmen Gefühlen verknüpft. Dem Interessegegenstand wird ein hoher Wert zugeschrieben und die interessierte Person möchte mehr darüber erfahren.
Diese Verknüpfung affektiver und kognitiver Ebenen könnte für die nachhaltigen und hochwertigen Lernresultate verantwortlich sein, die interessierte Lerner i.d.R. hervorbringen. Gerade in der Schule können sich Person-Gegenstands-Auseinandersetzungen unterschiedlich entwickeln. Günstigenfalls entsteht situationales Interesse im Unterricht, aus dem sich sogar individuelles Interesse entwickeln kann. Person-Gegenstands-Auseinandersetzungen können aber auch negativ verlaufen und zu Nicht-Interesse führen. In den folgenden Abschnitten wird dargestellt, wie Unterricht zur Interessenförderung der Schülerinnen und Schüler beitragen kann, und wo die Grenzen dieses Einflusses liegen (Desch, Stiller & Wilde 2016; Krapp 1992, 1998; Vogt 2007).
Worauf Unterricht meist keinen Einfluss nehmen kann
Schülerinnen und Schüler bringen dispositionale Voraussetzungen in den Unterricht mit, die von der Lehrperson kurzfristig nicht beeinflusst werden können. Hierzu zählen das zeit- und situationsübergreifende individuelle Interesse am jeweiligen Unterrichtsfach sowie Formen des Nicht-Interesses. Lernen aus individuellem Interesse zeichnet sich durch viele positive Qualitäten aus, jedoch wird diese Art von Interesse häufig an anderen Orten als in der Schule erworben. Individuen besitzen relativ wenige individuelle Interessen.
Dass die Institution Schule jede Schülerin und jeden Schüler dazu bringen soll, für jedes Fach individuelles Interesse zu entwickeln, ist eine unrealistische Zielsetzung. Vielmehr sollten unterrichtliche Lernumgebungen Anreize zur Entstehung situationalen Interesses bieten (Krapp 1992, 1998; Mitchell 1993; Vogt 2007).
Worauf Unterricht Einfluss haben kann
Lehrpersonen sehen sich in ihrem Unterricht damit konfrontiert, dass ihre Schülerinnen…
Friedrich+ Schulleitung

Jetzt ganz einfach weiterlesen

  • 30 Tage Vollzugriff
  • 3 Downloads inklusive

Du bist bereits Abonnent:in?

Anzeige
Anzeige

Alle Zeichen deuten darauf hin:
Du bist bereits Abonnent:in oder willst es werden?