Wie kann qualitätsvoller Unterricht gelingen, wenn regelmäßig Fächer unterrichtet werden, die nicht Bestandteil der Lehramtsausbildung von Lehrkräften waren? Wie können Schulleitungen Lehrkräfte unterstützen, sodass diese Situation möglichst eine geringe Belastung darstellt?
Wie kann qualitätsvoller Unterricht gelingen, wenn regelmäßig Fächer unterrichtet werden, die nicht Bestandteil der Lehramtsausbildung von Lehrkräften waren? Wie können Schulleitungen Lehrkräfte unterstützen, sodass diese Situation möglichst eine geringe Belastung darstellt? Diese Fragen sollen im folgenden Beitrag beantwortet werden.
Schulleitungen haben Sorge zu tragen, dass Schülerinnen und Schüler an qualitätsvollem Unterricht teilnehmen können, aber auch, dass sie zu jeder Zeit in allen Fächern gemäß der Stundentafel unterrichtet werden. Da sowohl an Grundschulen als auch an weiterführenden Schulen Lehrkräfte regelmäßig die Mehrheit aller Fächer in einer Klasse unterrichten, aber häufig nur zwei Fächer studiert haben, kommt es zu fachfremd erteiltem Unterricht. Weitere Gründe sind Lehrermangel oder die Situation, dass zwar ausreichend Personal an der Schule eingestellt worden ist, jedoch nicht „passend“ für die Fächer zur Verfügung steht.
Wo sehen Schulleitungen in dieser Lage Handlungsbedarf? Und wie greifen sie ein, um negative Folgen für Lehrende wie Lernende möglichst klein zu halten?
Ausgangssituation
Fachfremd erteilter Unterricht bezeichnet die Situation, wenn Lehrkräfte regelmäßig ein Fach unterrichten, obwohl ihnen die formelle Qualifikation bzw. die Ausbildung für dieses Fach fehlt. In den letzten Jahrzehnten hat sich zwar der Bestandteil an pädagogischen bzw. bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Elementen sowie der Umfang an Praktika für alle Lehrämter erhöht, jedoch stellt die Ausbildung in den Fächern in Deutschland für angehende Lehrkräfte noch immer einen zentralen Bestandteil im Studium und im Vorbereitungsdienst dar. Ein an Grundschulen als auch an weiterführenden Schulen mit Ausnahme der Gymnasien praktiziertes pädagogisches Prinzip ist, dass Klassenlehrerinnen bzw. -lehrer eine Klasse in der Mehrheit der Fächer unterrichten. Sofern Lehrkräfte jedoch ausschließlich in zwei Fächern ausgebildet wurden, wie es für die Lehrämter in der Sekundarstufe üblich ist und auch noch in einigen Bundesländern für die Primarstufe (vgl. Porsch 2017), kann es zu einem „Praxisschock“ kommen.
Verschiedene Perspektiven
Einstellungen zum Phänomen des fachfremd erteilten Unterrichts werden insofern als bedeutsam angesehen, als diese Einfluss darauf nehmen, ob Schulleitungen Handlungsbedarf sehen und in welcher Form sie Unterstützungsangebote an Schulen implementieren. Bislang liegen kaum empirische Arbeiten zur Einstellungen von Schulleitungen auf die Situation des fachfremd erteilten Unterrichts vor. Einzig Anna du Plessis (2013) hat in Interviews neben der Perspektive von Lehrkräften und Eltern auch die von Schulleitungen in Australien und Südafrika erfragt.
Insgesamt zeigt sich, dass die befragten Schulleitungen eine sehr defizitorientierte Perspektive vertreten, d.h., die Ansicht besteht, dass fachfremd erteilter Unterricht weniger qualitätsvoll ist als solcher von Fachlehrkräften. Gleichzeitig erhalten die fachfremd tätigen Lehrkräfte wenig Unterstützung und erfahren wenig Verständnis von ihren Vorgesetzten. Interviews mit bislang vier Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die 2017 und 2018 durchgeführt worden sind, zeigen ein heterogenes Bild zur Frage, wie fachfremd erteilter Unterricht bewertet wird:
Von zwei Schulleiterinnen wurde betont, dass Lehrkräfte durchaus auf diese Situation vorbereitet werden, da „grundsätzlich jeder Lehrer eine gute Basis mitbringt, egal, welches Fach“. Zudem sah eine Schulleiterin die Notwendigkeit, im Fachunterricht fachübergreifendes Wissen bzw. Methoden vermitteln zu können. Eine weitere verwies darauf, dass das Interesse am Fach vorhanden sein muss und vertrat die…
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