Uli Geißler
Umwelt erhaltendes Spielen als Herausforderung moderner Spielpädagogik
Unbeschwert spielen, Spaß in der Natur haben, sorgenfrei durch Wald und Wiese streifen – geht das noch ohne schlechtes Gewissen? Immer häufiger kommen Spielfreudigen Zweifel, ob sie sich einfach so in der Natur bewegen und miteinander ausgelassen spielen dürfen. Doch gerade das Spiel kann wesentliche Kompetenzen für den Umgang mit der Natur und das Verhältnis, welches der Mensch dazu hat, vermitteln.
Die Zeiten, in welchen der Umweltschutz einzig darin bestand, Kaugummis nicht auf die Straße zu spucken und Papierabfall in Papierkörbe zu werfen, sind seit Langem vorbei. Der Begriff Nachhaltigkeit umfasst deutlich mehr und berücksichtigt die Aspekte Ökologie, Soziales und Ökonomie gleichermaßen. Ein ausgewogenes Verhältnis dieser drei Bereiche ist die beste Grundlage für eine Welt, in welcher auch nachfolgende Generationen leben können.
Spiel ist gefordert
Jede Zeit hat ihr Spiel. Auch wenn die Grundprinzipien oder Regeln eines Spiels gleich bleiben, werden die Themen, Erläuterungen und Aufgaben der Spiele häufig an die jeweiligen Spielsituationen angepasst.
Derzeit zeigt sich in der gruppen- und auch spielpädagogischen Praxis, dass die Menschen sorgenvoll in die Zukunft blicken. Geringe Orientierung bzw. kaum mehr Übersicht zur bedrohlichen Gemengelage von Umweltzerstörung, Klimawandel, sozialer Kälte, Ausbildungsängsten oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen bestimmen die emotional-geistige Stimmungslage junger Menschen.
Die aktuelle 18. Shell-Studie (https://www.shell.de/ueber-uns/initiativen/shell-jugendstudie.html) zeigt etwa, dass die Leistungsbereitschaft junger Leute hoch ist und deren Wunsch nach stabilen sozialen Beziehungen groß. Und trotz doch vorhandener, teilweise populistisch geprägten Haltungen zu Fragen wie Migration oder Politik lässt sich konstatieren, dass Toleranz, Weltoffenheit und Demokratiebewusstsein als Lebensleitlinien für junge Menschen überwiegend bedeutend sind.
Die Studie macht auch sehr deutlich, dass junge Menschen mitreden und ihr Leben aktiv gestalten wollen. Denn sie empfinden ihre Zukunftsgrundlagen ganz klar als bedroht aufgrund der politischen Entwicklungen. Das drückt sich einerseits aus in populistischer Demokratieskepsis, vor allem aber mit nahezu 75 % in der Sorge vor den Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung andererseits. Für einen Großteil der jungen Menschen ist es entscheidend, eigenverantwortlich zu handeln und für sie wichtige Werte zu verfolgen und einzuhalten. Partizipation ist die Doktrin des Lebens. Hier kann und muss die Spielpädagogik ansetzen, fördern und fordern.
Spiel ist Realität im Freiraum der Vision
Wie bedeutend Spiel und Spielen für die Entwicklung im Leben eines Menschen ist, braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden. Im Spiel werden die nötigen Skills, wie Fantasie, vernetztes Denken, Selbstvertrauen, Kooperation und Rücksicht, trainiert und ausgeprägt.
Visionär formulierte Forderungen der „Fridays for Future“-Bewegung oder auch anderer Positionen zum Schutz des Klimas und der Umwelt lassen sich spielerisch entdecken und ausprobieren. So lässt sich herausfinden, welche Auswirkungen es haben kann, auf bestimmte Dinge, Gegenstände oder Gewohnheiten zu verzichten. Gemeinsam kann fantasiert werden, unkonventionelle Ideen können entstehen und im geschützten Rahmen der Spielsituation erprobt werden.
Spiel ist nachhaltige Reflexion
Das häufig traktierte Wort der „Nachhaltigkeit“ hat seine gewichtige Bedeutung trotz vielfach missbräuchlichen oder…
