Nils Reubke | Mike Zergiebel
Interaktive Beratung mit Design Thinking – ein Interview
Im Gespräch mit Nils Reubke von der Initiative Neues Lernen (INL) werden die Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie Beratung mithilfe des Design Thinking (DT) zu neuen und guten und vor allem kreativen Lösungen für Schulentwicklungsprozesse, aber auch für Veränderungen innerhalb eines Jahrgangsteams oder innerhalb von Klassen führen kann.
Mike Zergiebel: Herr Reubke, bevor wir zum Thema „Interaktive Beratung“ kommen; was ist die Initiative Neues Lernen und für welche Inhalte und Ziele steht sie?
Nils Reubke
: Die Initiative Neues Lernen ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der seit 2013 bundesweit und im deutschen Auslandsschulwesen tätig ist.
Unser Kernanliegen ist es, die Veränderungskapazität an Schulen zu stärken. Wir sehen ein Grundproblem im deutschen Bildungssystem dergestalt, dass viele Menschen im Bildungswesen einen großen Wunsch nach Veränderung haben, es aber in der Lehrkräfte-Aus- und Weiterbildung wenig Anteile in den Bereichen Organisationsentwicklung, Innovationsprozesse oder Teamentwicklung gibt. Ja, sogar in der Schulleiterqualifizierung kommen diese Themen aus unserer Sicht nur unzureichend vor. In der Annahme, dass die Menschen vor Ort in den Schulen recht genau wissen, was sie verändern wollen, wollen wir diese Menschen darin bestärken, „veränderungsmächtiger“ zu werden. Indem wir ihnen ganz konkrete Tools an die Hand geben, mit denen sich Veränderung effektiv und erfolgreich gestalten lässt, erfahren sie Selbstwirksamkeit in Veränderungsprozessen und gewinnen Mut für weitere Vorhaben.
Dabei ist es uns ein wichtiges Anliegen, die Partizipation, d. h. die Beteiligung aller Akteursgruppen an Schule, an diesen Prozessen zu stärken. Uns ist immer wieder aufgefallen, dass viele Akteurinnen und Akteure im Schulwesen auf die jeweils anderen zeigen und sagen: „Weil die dies und jenes machen (oder nicht machen), ist Veränderung nicht möglich.“ Spricht man dann mit den „anderen“, werden Gemeinsamkeiten gestärkt und Widerstände abgebaut.
M. Z.: Sie setzen sich also auch für Kooperation über die Grenzen der jeweiligen Institution hinaus ein?
N. R.: Ja, wir möchten anstoßen, dass Menschen in Schule und Bildungsverwaltung über ihren Bereich, ihre „Silos“, hinausdenken und zu Kooperation anregen, weil dadurch gemeinsame und nachhaltigere Veränderungsprozesse möglich werden. In unserer Initiative wirken derzeit über 50 freie Trainerinnen und Trainer aus Schule, Universität, Verwaltung und Wirtschaft, die in multiprofessionellen Teams Lehrkräfte, Schulleitungen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Personen in der Bildungsadministration begleiten und zu gemeinsamem Veränderungshandeln motivieren und befähigen.
M. Z.: Das klingt gut und ich bin überzeugt davon, dass so ein wichtiger Beitrag in der Schul- und Unterrichtsentwicklung geleistet werden kann. Kommen wir jetzt zur Methode Design Thinking (DT), wobei ich mir nicht sicher bin, ob es eine Methode ist …
N. R.: Ja, das ist ein guter Punkt und lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Wir von der INL sind zu dem Schluss gekommen, dass die Bezeichnung oder Definition dreiteilig ausfällt:
Zum einen ist Design Thinking eine Haltung, im Sinne von „Wie gehe ich grundsätzlich an Veränderung heran?“. Dazu gleich mehr.
Als zweites lässt sich Design Thinking als Prozessmodell betrachten, welches in Veränderungsprozessen Orientierung gibt.
Als drittes bietet es konkrete Techniken und Tools, die unabhängig vom Gesamtprozess an unterschiedlichen Stellen eingesetzt werden können … (s. Kasten 1)
1 Was ist Design Thinking?
1 Was ist Design Thinking?
Die Initiative Neues Lernen betrachtet Design Thinking unter drei Aspekten:
- als Haltung, die beinhaltet: „Wie gehe ich an Veränderung heran?“
- als ein Modell, welches bei Veränderungsprozessen Orientierung gibt und zeigt: „Wo stehen wir, was liegt hinter uns und was…