Kati Ahl
Mit der Marte-Meo-Methode den Funken neu entfachen
Die Arbeit in der Schule, besonders mit Kindern mit auffälligem Verhalten, ist eine Herausforderung. Woher nimmt man dazu die Kraft im Alltag? Hier kommt ein Impuls, der auch erfahrenen Kolleginnen und Kollegen immer wieder Energie und Freude vermitteln kann – gerade für die Rüttelstrecken im pädagogischen Alltag, auch wenn er zeitlichen Einsatz erfordert.
Als Schulleiterin stand ich vor einigen Jahren vor der Herausforderung, dass die Heterogenität (auch im Verhalten der Kinder) an unserer Schule stetig zunahm, mit und ohne festgestelltem Förderbedarf. Wie sollten wir uns da gut vorbereiten? Und auf welche Kinder? Welche Kinder würden von welcher Maßnahme und welchem Fachwissen am meisten profitieren? Sollten wir uns spezialisieren – auf Kinder im Autismus-Spektrum, auf Kinder im Förderbereich Geistige Entwicklung oder auf verhaltensoriginelle Kinder? Gibt es da eine Schnittmenge? An diesem Punkt der Überlegungen entdeckte ich Marte Meo (s. Kasten 1+2) – ein Unterstützungsprogramm für die emotionale und soziale Entwicklung von Kindern mit Videoaufnahmen. Seit Jahren habe ich mich nun in der Marte-Meo-Methode qualifiziert, von der Practicionerin (erste Stufe der Ausbildung) zur Kollegentrainerin zur Supervisorin. Das war zeitintensiv, zusätzliche Arbeit – und ein enormer Gewinn. Die Videomethode und das technische Know-how, die Beratungsarbeit, vor allem aber das neue Wissen um Entwicklungsschritte und die Bedeutung der Interaktion zwischen Lehrkraft und Kind – dies alles war anfangs nicht einfach, miteinander zu koordinieren. Aber Marte Meo hat mich daran erinnert, warum ich früher Lehrerin geworden bin. Die guten pädagogischen Beziehungen, die besonderen Momente mit Kindern, das hat mir Kraft gegeben und mir Lebendigkeit geschenkt, die mich auch für anstrengende Phasen gestärkt hat! Und die guten Momente werden bei Marte Meo ganz groß gemacht, sie werden in Bildern festgehalten und immer wieder betrachtet, sodass die Überzeugung entsteht: Ich kann das schaffen! Nach Marte Meo gehören dazu neben den Entwicklungsschritten von Kindern auch die Fähigkeiten der Lehrkraft, positiv zu leiten, also Momente der guten Struktur, der klaren Ansage abzuwechseln mit Momenten der guten Atmosphäre. Oder wie Maria Aarts es sagte: ein Löffel Liebe, ein Löffel Arbeit. Und zwar in den Lernmomenten der Lehrkräfte und der Kinder, also in den Leitungsfähigkeiten der Lehrkraft genauso wie in der sogenannten Schulfähigkeit der Kinder und Jugendlichen.
1 Die Methode Marte Meo
1 Die Methode Marte Meo
Marte Meo ist eine videobasierte Unterstützung der emotionalen und sozialen Entwicklung von Kindern. Die Methode wurde von Maria Aarts entwickelt und mit ihrer Schwester Josje Aarts für Schulen adaptiert. Marte Meo ist dem Lateinischen entlehnt („aus eigener Kraft“). Dabei arbeitet die Kollegentrainerin bzw. der -trainer oder der Supervisor bzw. die Supervisorin mit Checklisten, die einzelne Elemente der Schulfähigkeiten von Kindern auflisten, aber auch die unterstützenden Lehrfähigkeiten von pädagogischen Kräften genau aufzeigen. So stellen Marte-Meo-Fachleute fest, wie die Lehrkraft das Kind in seinem nächsten Entwicklungsschritt optimal unterstützen kann und zeigen dies anschaulich in kleinen Clips aus dem Unterricht.
Marte Meo wird in über 40 Ländern von der Säuglingspflege bis zur Altenpflege eingesetzt.
Daher bin ich überzeugt, dass in Marte Meo das Potenzial steckt, Kraft für den Alltag zu schenken und gleichzeitig viele Kinder auf professionelle Weise gut in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Und das ist meines Erachtens eine der Hauptaufgaben von (Grund-)Schulen, besonders in einer Zeit, in der viele Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen aus der Zeit der Schulschließungen zurückkehren.
2 Marte Meo in der Praxis
2 Marte Meo in der Praxis
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