Ansicht anpassen

Eine würdebewahrende Haltung stärken

Die Deutsche Gesellschaft für Patientenwürde e.V. stellt sich vor

Freundlichkeit, Menschlichkeit, Mitgefühl und Respekt – diese Begriffe sollten in der Gesundheitsversorgung zentral und selbstverständlich sein. Ihre Wahrung stellt jedoch zunehmend eine Herausforderung dar.

Figuren von Menschen, die sich an den Händen fassen, werden schützend von zwei Händen aufrecht gehalten.
Würdebewahrende Grundprinzipien können durch eine entsprechende Haltung und eine achtsame Kommunikation umgesetzt werden. , © iStock.com/AndreyPopov

aus: pflegen Palliativ Nr. 57 / 2023

Psyche in den Fokus rücken

  • Fachwissen
Thema Qualifizierung Autor/in Sandra S. Mai Veröffentlicht 13.02.2023 Aktualisiert 14.02.2023

Sandra S. Mai Sandra S. Mai

Die Deutsche Gesellschaft für Patientenwürde e.V. stellt sich vor

Freundlichkeit, Menschlichkeit, Mitgefühl und Respekt diese Begriffe sollten in der Gesundheitsversorgung zentral und selbstverständlich sein. In unserer von Zeitdruck geprägten Welt stellt ihre Wahrung jedoch zunehmend eine Herausforderung dar.

„Stellen Sie sich vor, Sie näherten sich dem Ende Ihres Lebens. Was würde die Qualität Ihrer verbleibenden Lebenstage bedingen ? Diese Frage richtet Professor Harvey Chochinov an die Leserschaft seiner Monografie zur Würdezentrierten Therapie (Chochinov, 2017). Auch Sie als Leserin und Leser dürfen sich diese Frage stellen. Bitte schließen Sie einen kurzen Moment Ihre Augen und versuchen Sie, für sich eine Antwort zu finden: „Was ist mir am Ende meines Lebens für die Qualität meiner mir verbleibenden Lebenstage wichtig?
Die Antworten auf diese Frage sind sicher mannigfaltig und individuell. Und dennoch werden wir uns am Lebensende im Kern vermutlich alle Respekt, Freundlichkeit und Zugewandtheit sowie Mitgefühl wünschen. Zeichnet sich die Haltung der Menschen, die uns versorgen und umsorgen, durch die oben genannten Maximen aus, dann ist sie würdebewahrend.
Wie Behandelnde das Würdeempfinden stärken können
Wie Menschen ihr Krank- und Versorgt-Sein erleben dürfen bei schwerster Krankheit und besonders am Lebensende , kann ihr persönliches Würdeempfinden beeinflussen. Für die im Gesundheitswesen Tätigen stellt es jedoch eine große Herausforderung dar, Würdefürsorge nach diesen Werten zu leisten. Denn einer oft hohen intrinsischen Motivation der Teammitglieder stehen Pflegenotstand, Zeitdruck und ökonomische Vorgaben gegenüber.
Um Fachkräfte hierbei zu stärken und sie zu einer würde-bewahrenden Versorgung zu ermutigen, wurde „Dignity in Care Würdebewahrende Versorgung in langjähriger Forschungsarbeit von Professor Harvey M. Chochinov und seinem Team in Kanada entwickelt (McClement et al., 2004).
Leitend war für die Forschungsgruppe um Chochinov die Frage nach dem Würdeverständnis und dem Würdeempfinden schwerstkranker Patientinnen und Patienten. Sich dieser Leitfrage annehmend, entwickelten sie das „Modell zu Würde bei unheilbarer Erkrankung (Chochinov, 2002, 2017). Hier wird unter anderem auch der Stellenwert des sozialen Umfeldes wichtig. Die Haltung der Behandelnden ist für Patientinnen und Patienten eine Art Spiegelbild, das ihr Würdeempfinden stärken kann (Chochinov, 2004).
Den Beschäftigten in der Krankenversorgung stehen mit dem ABCD der würdebewahrenden Versorgung Möglichkeiten zur Verfügung, sich für eine würdebewahrende Grundhaltung zu sensibilisieren. In diesem ABCD geht es darum, die Grundprinzipien der Würde durch eine entsprechende Haltung und eine achtsame Kommunikation in der Patientenversorgung umzusetzen (Cho-chinov, 2007, Weber et al. 2022).
Die vier Kernkompetenzen des ABCD
Die vier Kernkompetenzen des ABCD
A = Attitude = Einstellung
B = Behaviour = Verhalten
C = Compassion = Mitgefühl
D = Dialogue = Gespräch
  • Die Einstellung, mit der wir in der Gesundheitsfürsorge Patientinnen und Patienten gegenübertreten, bildet dabei die Basis für die weitere würdebewahrende Versorgung.
  • Das Verhalten ist der Ausdruck der würdebewahrenden Grundhaltung von Respekt, Freundlichkeit und Mitgefühl geleitete Handlungen und Taten.
  • Mitgefühl ist die Fähigkeit, das Leid des Gegenübers wahrzunehmen, verbunden mit dem Wunsch, dieses zu lindern.
  • Das Gespräch mit Patientinnen und Patienten oder deren Nahestehenden soll über die Sachebene hinausgehen und Raum für die emotionale Bedeutung der Erkrankung lassen.
pflegen+ Demenz & Palliativ

Jetzt ganz einfach weiterlesen

  • 30 Tage Vollzugriff
  • 3 Downloads inklusive

Du bist bereits Abonnent:in?

Anzeige
Anzeige

Alle Zeichen deuten darauf hin:
Du bist bereits Abonnent:in oder willst es werden?