Beziehungsgestaltung im Krankenhaus

Planung, Umsetzung und Erfahrung

Herr B. muss in den OP. In Zimmer 106 ist die Infusion durchgelaufen. Die Intensivstation hat angerufen: Frau S. ist stabil und kann zurückverlegt werden. Notfallklingel: Bei der Patientin im ersten Zimmer funktioniert der Fernseher nicht. Kann in diesem Umfeld eine demenz­orientierte Beziehungsgestaltung überhaupt entstehen? Die Pflegeentwicklerin Anja Gerhard-Mehl und Klaus Löber, pflegepädagogischer Leiter auf einer der Pilotstationen, berichten über das Projekt, den Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege bei Menschen mit Demenz“ in einem Akutkrankenhaus zu etablieren.

Wenig Zeit und feste, strukturierte Abläufe prägen den Alltag in einer Klinik. Für Menschen mit Demenz kann so ein Umfeld zu einer großen Belastung werden. Umso wichtiger ist die Beziehungsgestaltung mit den Betroffenen durch die Pflegekräfte
Wenig Zeit und feste, strukturierte Abläufe prägen den Alltag in einer Klinik. Für Menschen mit Demenz kann so ein Umfeld zu einer großen Belastung werden. Umso wichtiger ist die Beziehungsgestaltung mit den Betroffenen durch die Pflegekräfte , Foto: © th-photo/stock.adobe.com

aus: pflegen Demenz Nr. 49 / 2018

Beziehungsgestaltung

  • Praxiswissen
  • Schuljahr
Thema Organisation & Management, Assessment, Beziehungsgestaltung, Organisation & Management, Qualifizierung, Symptome & Interventionen Autor/in Anja Gerhard-Mehl und Klaus Löber Veröffentlicht 12.12.2018 Aktualisiert 25.08.2022

Planung, Umsetzung und Erfahrung

Herr B. muss in den OP. In Zimmer 106 ist die Infusion durchgelaufen. Die Intensivstation hat angerufen: Frau S. ist stabil und kann zurückverlegt werden. Notfallklingel: Bei der Patientin im ersten Zimmer funktioniert der Fernseher nicht. Kann in diesem Umfeld eine demenzorientierte Beziehungsgestaltung überhaupt entstehen? Die Pflegeentwicklerin ANJA GERHARD-MEHL und KLAUS LÖBER, pflegepädagogischer Leiter auf einer der Pilotstationen, berichten über das Projekt, den Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege bei Menschen mit Demenz in einem Akutkrankenhaus zu etablieren.

Auf den somatischen Stationen der Krankenhäuser müssen zunehmend Menschen mit dementiellen Prozessen als Begleitdiagnose oder nicht diagnostizierter Verwirrtheit versorgt werden. Dies ist nicht nur für die Pflegenden eine zusätzliche Belastung, sondern zehrt auch enorm an den Kompensationsmöglichkeiten der Betroffenen, sodass sich deren Zustand unter den gegebenen Bedingungen verschlechtern kann. Auch Angehörige und Kolleginnen und Kollegen aus der Altenpflege sind häufig besorgt, wenn eine stationäre Behandlung auf Grund einer somatischen Behandlung erforderlich wird. Diese Ausgangssituation veranlasste uns, den Weg zum demenzsensiblen Unternehmen zu beschreiten.
Qualifizierung als Basis
Einen ersten Schritt bildete das Angebot einer flächendeckenden und gezielten Qualifizierung für die Pflegenden der Gesundheit Nordhessen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Vermittlung von Fachwissen und konzeptionellen Ideen im Umgang von Menschen mit Demenz, der „Blick über den Tellerrand und das Einfühlen in die Betroffenen Patienten, Angehörige und die Dienstleister – in den unterschiedlichen Settings.
Damit das erworbene Wissen auch in der Praxis zur Verfügung steht, entschieden wir uns für kleine Projektarbeiten der Qualifizierungsteilnehmer. Es entstand eine Vielzahl an Ideen und Möglichkeiten, auch mit wenig finanziellen Investitionsmitteln Verbesserungen zu erzielen. Mit der Teilnahme an der modellhaften Implementierung des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz eröffnete sich die Möglichkeit, die Installation entsprechender Strukturen voranzutreiben und unser Vorgehen mit pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen und Anforderungen abzugleichen.
Der Ablauf
Mit Spannung, Freude und Bedenken bezüglich des straffen Zeitplans zur Anpassung und Bearbeitung der Aufgaben starteten wir mit der Auswahl von zwei Modelleinheiten. Die Entscheidung fiel auf eine nephrologische Station und auf eine unfallchirurgische Station mit einem Anteil plastisch-chirurgischer Betten.
Die Bildung der Arbeitsgruppe zur Konkretisierung und Anpassung des Expertenstandards an die Strukturen unseres Hauses erfolgte unter Beteiligung der Stationsleitungen mit der Vorgabe, sowohl Pflegefachleitungen als auch am Thema interessierte Pflegende zu benennen. Darüber hinaus sollten Mitarbeiterinnen mit der Qualifizierung zum Demenzexperten, das Bildungszentrum und Vertreter der gerontopsychiatrischen Station ihre Expertise einbringen. Die Pflegedienstleitung der Modellstationen war ebenfalls beteiligt.
Bereits beim ersten Arbeitstreffen und der Auseinandersetzung mit den Standardebenen wurde deutlich, dass diese Vorgaben, anders als die bei uns bereits etablierten pflegerischen Expertenstandards, eine größere Herausforderung darstellen. Wie ist es möglich, bei der hochfrequenten Taktung aller klinischen Abläufe die Anpassungsfähigkeit und Mitarbeit der Patienten voraussetzt –  eine personzentrierte Haltung…
pflegen+ Demenz & Palliativ

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