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Gut sein ist so anstrengend!

Von der Entspannung des Unperfektseins

Ist das Leben nicht entspannter, wenn man nicht immer nur gut sein muss, sondern sich auch Fehler erlauben darf? Mithilfe des Bilderbuches „Das gute Ei“ entdecken wir die Anstrengungen und Folgen des „Gutseins“.

Abb. 1: Die Kinder malen ihre Druckstellen im Körper.
Abb. 1: Die Kinder malen ihre Druckstellen im Körper. , Foto: Carmen Schmitt
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Kopiervorlage „Eierkarton“ zum Beschriften von Gedanken Eierkarton
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Thema Mensch und Welt
Fach Grundschule Religion
Beitragsart Praxiswissen
Schuljahr 3 – 4

aus: Grundschule Religion Nr. 84 / 2023

Gut und Böse

  • Praxiswissen
  • Schuljahr 3-4
Thema Mensch und Welt Autor/in Carmen Schmitt Veröffentlicht 25.08.2023 Aktualisiert 26.08.2023

Carmen Schmitt

Von der Entspannung des Unperfektseins

Ist das Leben nicht deutlich entspannter, wenn man nicht immer nur gut sein muss, sondern sich auch Fehler und Unvollkommenheit erlauben darf? Mithilfe des Bilderbuches „Das gute Ei entdecken wir die Anstrengungen und Folgen des „Gutseins.

„Das hast du gut gemacht! Du bist ein gutes Kind! Gut das Bewertungskriterien schlechthin, wenn es um das Verhalten von Menschen oder sogar um ihr ganzes Sein geht. „Er war ein guter Mensch! Fazit am Ende eines Lebens. Aber was bedeutet das? Wann bin ich ein guter Mensch? Und reicht „gut sein überhaupt? Eigentlich sollte ich doch lieber mindestens sehr gut oder am besten perfekt sein. Wenn ich das kleine Wörtchen „gut in einem Wörterbuch nachschlage, finde ich lange Erklärungen: den Ansprüchen genügend, von zufriedenstellender Qualität, ohne nachteilige Eigenschaften oder Mängel, gute Leistungen erbringend, seine Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllend. Offensichtlich gibt es einen Maßstab. Ich genüge. Aber welchen Ansprüchen eigentlich? Und von wem werden sie festgelegt? Und wer hat eigentlich das Recht, einen Menschen zu bewerten? Als Lehrer:in sind wir ständig mit der Bewertung unserer Schüler:innen konfrontiert. Und diese sind es auch, oftmals schon bevor es Noten gibt. Ich erinnere mich an Erstklässler:innen, die mit einem T-Shirt „Abitur 2030 eingeschult wurden. Ich erinnere die Sorgen von Kindern, nicht zum Gymnasium gehen zu können oder ihre Scham für schlechte Noten. Darüber hinaus ist es häufig auch das Verhalten oder gar der Charakter, der gefällt oder eben auch nicht. Wie gut kommt es in der Schule an, wenn Theo seinem Ärger Luft macht und einen richtigen Wutanfall hat? Oder wenn sich Leonie gegen den ständig nervenden Paul handgreiflich wehrt? Wer gibt ihr Zuspruch?
Wenn auch zum Teil unbewusst, vergleichen sich Kinder bereits mit anderen und überprüfen, ob sie standhalten. Ist meine Kleidung gut und cool genug? Bin ich der Beste beim Fußball? Bin ich beim Ballett gut genug, um eine Hauptrolle zu bekommen? ...
Die Aufzählung könnte endlos werden. All diese Unsicherheiten werden in einer einzigen Frage auf den Punkt gebracht: Bin ICH gut genug? Neue Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche unter einem enormen Druck stehen und die Anzahl der psychischen Krankheiten steigt. Schon in der Grundschule gibt es Kinder mit Essstörungen, Angststörungen und Depressionen. Gut sein scheint anstrengend. Und doch bemühen wir uns alle so sehr, auf irgendeine Weise gut zu sein. Denn „gute Menschen sind scheinbar anerkannt und erfolgreich. Sie sind beliebt und gut in der Gemeinschaft integriert. Hinter dem Bemühen „gut zu sein, steckt meist das tiefe Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Ein Urbedürfnis, für das Menschen bereit sind, sich zu verbiegen, zu verausgaben, und sie vergessen, auf die eigene innere Stimme zu hören und werden manchmal sogar krank.
Das Bilderbuch „Das gute Ei von Jory John und Pete Oswald erzählt auf humorvolle Art vom Gutsein und seinem hohen Preis. Die Hauptfigur, das gute Ei, ist bemüht, alles richtig zu machen, zu helfen, Konflikte der anderen zu lösen oder Streiche der anderen Eier auszubügeln. Glücklich scheint es nicht und seine Schale bekommt Risse. Der Arzt diagnostiziert hohen Druck im Inneren. Das Ei zieht Konsequenzen. Es geht weg aus seinem Eierkarton und findet in der Ruhe zurück zu sich selbst. Jetzt kann Selbstfürsorge gelingen: chillen, malen, lesen Das gute Ei tut alles, was ihm selbst gut tut. Irgendwann merkt es, dass es Sehnsucht nach seinen Miteiern hat.
Das Bilderbuch lädt ein, mit Kindern über Ansprüche an sich selbst nachzudenken, denn es erzählt davon, dass es im Leben nicht um Perfektion geht, sondern um eine gute Balance aus Selbstfürsorge, Fürsorge, Tun und Lassen.
Friedrich+ Grundschule Religion

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