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Sätze und Texte (recht-)schreiben

Plädoyer für Rechtschreibunterricht auf Wort-, Satz- und Textebene

Von Lehrkräften wird oft berichtet, dass vermeintlich gefestigte Wortschreibungen und erarbeitetes Rechtschreibwissen beim Verfassen von Texten nicht beachtet werden. Wie kann der Transfer gelingen?

mögliche Denkhandlungen bei der erfolgreichen Integration geübter Wörter in den Satzkontext
mögliche Denkhandlungen bei der erfolgreichen Integration geübter Wörter in den Satzkontext , Anna-Katharina Widmer, Sarah L. Fornol & Susanne Gebauer

aus: Grundschule Deutsch Nr. 74 / 2022

Rechtschreibung

  • Praxiswissen
  • Schuljahr 1-4
Thema Rechtschreibung & Grammatik Autor/in Anna-Katharina Widmer, Sarah L. Fornol & Susanne Gebauer Veröffentlicht 05.07.2022 Aktualisiert 25.08.2022

Anna-Katharina Widmer, Sarah L. Fornol & Susanne Gebauer

Plädoyer für Rechtschreibunterricht auf Wort-, Satz- und Textebene

Blickt man in Arbeitshefte für den Rechtschreibunterricht, fällt auf, dass oft einzelne Wörter richtig geschrieben werden sollen. Von Lehrkräften wird aber berichtet, dass vermeintlich gefestigte Wortschreibungen beim Verfassen von Texten nicht beachtet werden, ebenso wie das erarbeitete Rechtschreibwissen. Wie also kann der Transfer von der Wort- auf die Satz- und Textebene gelingen?

Lena bearbeitet ihre Hausaufgabe: Sie verlängert Wörter, um zur richtigen Schreibung zu gelangen und schreibt so korrekt „Hand Hände in die Lücke. Am nächsten Tag verfasst sie einen Text, in dem häufig das Wort „Hund vorkommt, und schreibt dieses überwiegend mit t> am Ende. Der Transfer ihres Rechtschreibwissens aus der Hausaufgabe zum Verfassen eines eigenen Textes gelingt ihr hier nicht. Um solche Transferleistungen als Lehrkraft unterstützen zu können, muss man zunächst verstehen, welche kognitiven Prozesse für das richtige Schreiben nötig sind. Wie funktioniert also Rechtschreiben? Scheerer-Neumann (2004) zeigt mit dem Zwei-Wege-Modell auf, wie sich der Vorgang des Rechtschreibens vollzieht (s. Abb.1 ).
Der indirekte Weg
Beim indirekten Weg konstruieren die Schreiberinnen und Schreiber das jeweilige Wort unter Rückgriff auf ihre Rechtschreiberfahrungen, also ihr Wissen um Rechtschreibregeln und -strategien. Bei diesem Weg wird das Rechtschreibwissen reaktiviert, das insbesondere im Unterricht vermittelt wurde. Deshalb ist es wichtig, dass Lernende einen Einblick in die Systematik der deutschen Orthografie erhalten. Auf dieser Grundlage machen sie die Erfahrung, dass die richtige Schreibung mehrheitlich nicht willkürlich ist, sondern Strukturen folgt – und zwar mit dem Ziel, dass das Geschriebene besser lesbar ist. Insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten im Bereich der Rechtschreibung benötigen einen hohen Input an Rechtschreibwissen durch den Unterricht. Somit sind Rechtschreibstrategien wichtig und sollten sorgfältig eingeführt und intensiv eingeübt werden, denn sie stellen Denkhandlungen dar, „denen die Kinder beim Schreiben folgen (Spiegel 2018, S. 26).
Der direkte Weg
Beim sogenannten direkten Weg des Rechtschreibens wird mental abgespeichertes orthografisches Wissen über ein Wort abgerufen. Es handelt sich dabei in der Regel um einen automatischen Prozess: „Die wortspezifischen Graphemfolgen sind so eng mit dem phonologischen und orthografischen Wissen verknüpft, dass ein explizites Nachdenken über die Schreibung nicht erforderlich ist (Fornol 2019, S. 2). Geübte Schreiberinnen und Schreiber greifen daher nur in seltenen Fällen bewusst auf ihr Wissen um Rechtschreibregeln und -strategien zurück (Scheerer-Neumann 2004) ihre Verwendung ist vielmehr so automatisiert, dass vielen Erwachsenen die Begründung für die Schreibung eines Wortes schwerfällt. Damit ist das Ziel für den Rechtschreibunterricht eindeutig: Am Ende der Schulzeit sollten Schülerinnen und Schüler Wörter korrekt schreiben können – mehrheitlich ohne bewusst über die Schreibung nachdenken zu müssen, da sie ihr Rechtschreibwissen automatisiert verwenden können.
Wortebene
Für die Förderung des indirekten Weges des Rechtschreibens ist es also entscheidend, dass im Unterricht Rechtschreibregeln und -strategien eingeführt werden, um orthografisches Wissen auf- und auszubauen. Grundsätzlich beginnt diese Erarbeitung auf der Wortebene. So lassen sich zum Beispiel die Strategien des Ableitens und des Verlängerns am…
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