Monika Zimmermann | Hubertus Stelzer
Und wo bleibt der Mensch?
Sind Pflegeroboter der Ausweg aus der Pflegemisere? Wo sind die Grenzen ihres Einsatzes? Gerät womöglich der zu pflegende Mensch aus dem Blick? Der Beitrag regt zur Diskussion über ein aktuelles Thema an.
Wenn in den kommenden Jahrzehnten die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in unserer Gesellschaft in ähnlich dramatischer Weise steigen wird wie zugleich die Anzahl fehlender Pflegefachkräfte,1 entsprechend die Arbeitsbelastung in den Pflegeberufen höher und die Lebensqualität der zu Pflegenden fraglicher wird – dann ist der Einsatz von Pflegerobotern keine Zukunftsvision mehr, sondern zum Teil bereits heute Realität in Form von Assistenz-, Therapie- oder Interaktionsrobotern.2
„Was kann der heutige Mensch nicht! Er kann sogar mit diesem Können streckenweise helfen. Und er hilft überall in der besten Absicht. Man kann – vermutlich ahnt noch niemand von uns, was der Mensch demnächst wissenschaftlich alles kann.“ Martin Heideggers Vorlesungen „Was heißt denken?“ aus den Jahren 1951/52 erweisen sich als prophetisch. Nicht, weil er das sich immer weiter entfaltende technische und wissenschaftliche Können des Menschen sieht, sondern weil er mahnend und drängend darauf hinweist, dass bei allem wissenschaftlichen Fortschritt eine ganz wesentliche Frage offenbleibt: „Wo bleibt der Mensch?“3 Wie groß ist die Gefahr, dass trotz bester Absicht das technische Können sich in den Mittelpunkt schiebt und dabei den Menschen, in dessen Dienst es steht, aus dem Blick verliert? Ist Pflege nicht zutiefst und zuallererst eine Angelegenheit, die vom Aspekt der interpersonalen Responsibilität her reflektiert werden muss, bevor in einem nächsten Schritt ökonomische Belange in Betracht gezogen werden (können)? Das Thema „Pflegeroboter“ ist im Rahmen der Angewandten Ethik in den Fachlehrplänen noch nicht präsent, dürfte aber bei den Jugendlichen auf großes Interesse stoßen.
