Sabine Gans
Die Arbeitswelt im Wandel der Digitalisierung
Die Begleitung von Jugendlichen bei ihrer Berufswegeplanung erfordert bei Lehrkräften ein hohes Maß an Empathie, Flexibilität, Augenmaß und Engagement über den Fachunterricht hinaus. Es ist unabdingbar, dass sie sich mit der modernen Arbeitswelt, betrieblicher Realität und mit Bewerbungsprozessen und -verfahren auskennen. Das Stichwort „Digitalisierung“ fällt in diesem Zusammenhang stets.
Berufsorientierung als schulische Querschnittaufgabe
Die Berufs- und Studienorientierung ist also ein zentrales Handlungs- und Entwicklungsfeld in Schulen. Der digitale Wandel der Arbeitswelt hat Einfluss auf Bewerbungsprozesse. Dort vollzieht sich ein nahezu synchroner Wandel.
Dieser Beitrag ordnet zunächst Berufs- und Studienorientierung als schulische Querschnittaufgabe ein und erläutert das Kompetenzverständnis. Dieses wird in Beziehung gesetzt zur Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“. Die darin formulierten Kompetenzen werden auf den Bereich der Berufs- und Studienorientierung bezogen und konkretisiert. Anschließend werden an den Beispielen „Landwirtschaft 4.0“ und „Homeoffice“ Chancen und Risiken der Digitalisierung aufbereitet und in Arbeitsblättern (AB1 – 2 ) für Schülerinnen und Schüler transparent.
Bewerbungsverfahren um Ausbildungs- und Arbeitsstellen wandeln sich seit einigen Jahren von der Papierbewerbung hin zu digitalisierten Verfahren: Unternehmen fordern das Einreichen von Unterlagen per Mail oder über eine Plattform, führen Tests online durch, analysieren Gespräche mit passenden Softwaretools. Diese Änderungen von Bewerbungsprozessen können mithilfe weiterer Materialien (AB3 – 4
) erarbeitet werden.
Alle Materialien sind in verschiedenen Kontexten einsetzbar. Möglich ist eine zusammenhängende Bearbeitung in einem Sachfach (Deutsch, gesellschaftswissenschaftliche Fächer), es bietet sich aber auch an, einzelne Sequenzen zu bearbeiten und in den jeweiligen fachlichen Zusammenhang einzubinden. Möglich ist auch eine Anbindung an ein Wahlpflichtfach, den berufsvorbereitenden Unterricht oder als Angebot zum Beispiel im Förder- oder AG- Bereich.
Ist Berufsorientierung als Querschnittaufgabe implementiert, sind Lehrkräfte aller Fächer und Klassenstufen sowie zahlreiche außerschulische Partner (Unternehmen, Bildungsträger, Kammern, Arbeitsagenturen etc.) beteiligt. Damit stehen Schulen zum einen vor der Aufgabe, Schülerinnen und Schüler individuell in diesem Prozess zu begleiten und zugleich Maßnahmen, Beteiligte, Abläufe und damit zahlreiche Termine im Schulalltag zu koordinieren. Berufstätigkeit ermöglicht finanzielle Unabhängigkeit, eröffnet die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten Leben und zur Realisierung eigener Vorstellungen und Ideen.
Exemplarisch für den Mittleren Schulabschluss formuliert etwa der Rahmenplan für den Wahlpflichtbereich an Realschulen plus in Rheinland-Pfalz für das Unterrichtsprinzip „Berufsorientierung“ die Leitkompetenz „Die Schülerinnen und Schüler schätzen individuelle Voraussetzungen, Ziele und Ansprüche sowie Entwicklungen der Berufs- und Arbeitswelt realistisch ein und bewältigen die vielfältigen Übergänge zwischen Schule – Ausbildung – Studium – Erwerbsarbeit“ (Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz 2011). Ausgehend vom Kompetenzverständnis Weinerts (2001) steht die Bewältigung momentaner und zukünftiger Lebenssituationen im Vordergrund – Berufswegeplanung als Lebenswegplanung. Berufsorientierung ist ein individueller Prozess, der nicht abgeschlossen ist mit dem Ende der Schullaufbahn bzw. dem Übergang in eine Berufsausbildung oder Berufstätigkeit. Er ist mehrdimensional und multiperspektivisch.
Mehrdimensionalität
Es geht zunächst um das Übergangsmanagement von Schule in Ausbildung oder weiterführende Schulen bzw. ins Studium. Dies kann als Blaupause für Übergänge in andere Lebensphasen gelten: Studium –...
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- Thema: Digitalisierung & Medien
- Autor/in: Sabine Gans