Kerstin Wohne
Wie Schulen zu Schutzorten werden können
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein gravierendes Problem. Die deutschlandweite Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ will mit Aufklärungsarbeit dafür sorgen, an Schulen sexuelle Übergriffe zu verhindern und sie sogar zu Schutzorten für Schülerinnen und Schüler zu machen.

Weiterentwicklung von Schulkonzepten
Das Gesicht der Initiative ist Johannes Wilhelm Rörig, der Bundesbeauftrage für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, der es begrüßt, dass die Bundesländer die Initiative unterstützen.
Laut Rörig bietet die Initiative konkrete Anregungen für den Anfang sowie für die Weiterentwicklung schulischer Schutzkonzepte. Sie gibt fachliche Unterstützung, um wichtige Schritte auf dem Weg der schulischen Prävention und Intervention zu gehen. Als Teil eines solchen Schutzkonzeptes sollte eine Schule einen Verhaltenskodex ausarbeiten: Ist es okay, wenn Lehrer Schüler nach einem Sportturnier umarmen? Dürfen Lehrer Schülerinnen zu sich nach Hause einladen? Wie steht es mit Fotografieren in Umkleideräumen? Über solche Fragen lohnt es nachzudenken und einen Umgang festzulegen. Die Initiative empfiehlt, diesen Kodex ins Leitbild der Schule aufzunehmen. Was sich negativ anhören mag, zeigt, dass die Schule ihren Erziehungsauftrag ernstnimmt, wenn jedes Kind sich zu wehren lernt und auch weiß, wie es in der Schule Unterstützung bekommen kann, wenn sich ihm jemand zu nahe kommt.
Johannes Wilhelm Rörig selbst ist dem Familienministerium in Berlin angegliedert, arbeitet aber unabhängig. Er möchte erreichen, dass jede der 30.000 Schulen in Deutschland in der Lage ist, sexuellem Missbrauch entgegenzutreten. Dazu ist es nötig, dass Lehrkräfte und Eltern Anzeichen für Missbrauch erkennen. Zieht sich ein Kind oder Jugendlicher stark zurück oder ist plötzlich außerordentlich aggressiv, kann das ein solches Anzeichen sein. Diese Lernenden dann anzusprechen erfordert besonderes Feingefühl.
Und wie steht es mit der Schule: Gibt es hier Räumlichkeiten und Strukturen, die Tätlichkeiten begünstigen? Wie leicht oder schwer ist es für ein Kind, an der eigenen Schule Hilfe zu bekommen? Auch unter Jugendlichen kommt es zu sexueller Gewalt, hierauf wird häufig zu wenig geachtet. Wie kann hier mehr Sicherheit aufgebaut werden?
Dass sexuelle Gewalt auch medial geschehen bzw. über Kontakte im Internet angebahnt werden kann, sollte eine Schule ebenfalls im Blick haben. Wenn Schülerinnen und Schüler geschützt aufwachsen sollen, ist es u.a. wichtig, ihre Medienkompetenz zu stärken.
Informationen zur Initiative
Auf der Homepage der Initiative erfahren Sie mehr über Kooperationspartner und andere Hilfsstellen für ein schulisches Schutzkonzept vor sexueller Gewalt.