RAmona Lorenz
Weiterentwicklung zum Unterricht des 21. Jahrhunderts?
Die Digitalisierung hat in den Schulen nicht zuletzt während der Corona-Pandemie verstärkt Einzug erhalten. Die Dynamik der vergangenen Wochen systematisch für die Weiterentwicklung des Unterrichts zu nutzen kann diesen nachhaltig für das 21. Jahrhundert revolutionieren. Hürden müssen abgebaut und Potenziale ausgeschöpft werden.
Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren gesellschaftliche Veränderungsprozesse mit enormer Geschwindigkeit und Komplexität vorangetrieben. In der Schule sind diese Veränderungsprozesse ebenfalls deutlich spürbar, angefangen bei Diskussionen rund um die schulische IT-Ausstattung, die Kompetenzen von Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern im Umgang mit digitalen Medien bis hin zu bildungspolitischen Vorgaben wie der Strategie zur „Bildung in der digitalen Welt“ (KMK 2017) oder Investitionsmaßnahmen wie dem DigitalPakt. Die Verbindlichkeit der Nutzung digitaler Medien in der Schule ist gestiegen und zunehmend in Curricula und Lehrplänen verankert. Zudem ist die Digitalisierung verstärkt in der Lehreraus- und -fortbildung implementiert worden. Dennoch bleiben Metaphern wie die „digitale Steinzeit“ nicht aus, wenn die schulische Realität mancherorts beschrieben wird, was gerade in Zeiten der Schulschließungen durch die Corona-Pandemie schmerzlich bewusst wurde. Auch empirische Studien wie jüngst die International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2018) weisen darauf hin, dass die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Jugendlichen in Deutschland im internationalen Vergleich lediglich im Mittelfeld verortet sind und die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im unteren Bereich des Ländervergleichs liegt (Eickelmann et al. 2019). Demgegenüber steht die Forderung, die Häufigkeit und Intensität der Nutzung digitaler Medien durch qualitätsvolle Nutzungsweisen zu prägen, die Lernprozesse gezielt zu fördern, neue Möglichkeiten für einen Unterricht des 21. Jahrhunderts zu eröffnen. Die Corona-Pandemie hat hierbei – so dem intensiven Diskurs zu entnehmen – eine katalytische Wirkung auf die intensivierte Nutzung digitaler Medien, was seitens der Forschung noch nicht umfänglich untersucht werden konnte. Das vorliegende Themenheft beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit Innovationen der Digitalisierung im Bereich von Schule und Unterricht und der übergeordneten Frage, wie die Schule den Schritt in das digitale Zeitalter gestalten kann.
Der gegenwärtige Status der Digitalisierung in der Schule
Ein aktueller Überblick über die Implementation digitaler Medien in der Schule in Deutschland stellt einen deutlichen Bedarf fest, obwohl seit den 1990er Jahren zahlreiche Implementationsprojekte durchgeführt worden sind (Gräsel, Schledjewski & Hartmann 2020). Hinsichtlich der IT-Ausstattung der Schulen zeigen Studien in den letzten Jahren zwar eine Verbesserung, doch gleichzeitig haben sich die Anforderungen an die Technik in einem noch größeren Tempo weiterentwickelt, besonders im Hinblick auf mobile Endgeräte und schnelle Internetverbindungen. Daher halten die Entwicklungen an den Schulen kaum mit dem technischen Fortschritt mit. Zudem fehlen fundierte empirische Befunde zu der Frage, wie digitale Medien in Schulentwicklungsprozessen so eingebettet werden können, dass eine nachhaltige und erfolgreiche Implementation durch die Lehrkräfte erfolgen kann. Erfolgsfaktoren sind in diesem Kontext vereinzelt untersucht worden, aber kaum in ihrem Zusammenspiel vor dem Hintergrund der gesamten Komplexität des Medieneinsatzes in der Schule. Als besondere Herausforderung ist hierbei anzuführen, dass die Implementation von Innovationen insbesondere im Bereich der Digitalisierung an Schulen überwiegend bottom-up – von den Einzelschulen ausgehend – erfolgte und wenig zentral gesteuert ist. Angesichts dieser Heterogenität erschwert sich die Debatte um die Frage, welche Maßnahmen und Aktivitäten...
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- Thema: Digitale Schule, Schule & Leben
- Autor/in: Ramona Lorenz