Ulrich Löffler
Die Dreieinigkeit Gottes im Religionsunterricht (nicht nur) der gymnasialen Oberstufe
„Viel habe ich von meinen Lehrern gelernt und noch mehr von meinen Schülern.“ (Rabbi Shlomo Raskin) Den SchülerInnen und KollegInnen an der Theodor-Heuss-Realschule (Heidelberg) und am Helmholtzgymnasium(Heidelberg) gewidmet. Die hier vorgestellte Unterrichtssequenz verdankt sich dem Wechselspiel zwischen einer historischen Bemerkung zur Trinitätslehre und der ernüchternden berufsbiographischen Selbstauskunft eines pensionierten Religionspädagogen. Die theologiehistorische Perspektive stammt vom Berliner Kirchengeschichtler Christoph Markschies. Dieser hat u. a. die altkirchliche Entwicklung der Trinitätslehre als Entwicklungsprozesse in einer theologischen Laborsituation beschrieben1. Damit entkrampft Markschies den Umgang mit einer grundlegenden Ausdrucksgestalt christlicher Lehre ganz erheblich. Der Religionspädagoge Siegfried Zimmer erwähnt in seinen Ausführungen zur Trinitätslehre auch einige herausfordernde Frustrationserlebnisse. Danach ist das Trinitätsthema in religionspädagogischen Prüfungen aller Art unbeliebt, für „Teenager“ langweilig und im Dialog mit dem trinitätskritischen Islam ein Gesprächshindernis2. Zimmers Einschätzung findet Rückhalt in religionspädagogischen Problemanzeigen zur Trinitätslehre3.
Keine einfache Ausgangslage! Aber vielleicht gerade darum geeignet als „didaktisches Labor“? Der erste grob geschnitzte trinitätstheologische Auftrag in Baustein 1 mutet den Schülerinnen und Schülern des Jahres 2020 denn auch einiges zu4. Ich habe diese Aufgabe meiner 10. Realschulklasse, dann meiner diesjährigen Kursstufe (K1) vorgelegt, ohne „Einleitendes“ zur Trinitätsthematik. M1 zeigt (mit allen Defiziten!) exemplarisch, was Schülerinnen und Schüler mit der Arbeitsanweisung anfangen konnten. Und „Ja“, natürlich wurden hier die aussagestärksten Arbeiten versammelt. Eine Besonderheit: Der in M1 bei Beispiel 3 dokumentierte „Systemabsturz“ dokumentiert einen guten Einzel-Gesprächsanlass mit einem Schüler. Raten Sie im Übrigen selbst, welche Schülerarbeiten aus der 10. Klasse der Realschule und welche aus der Kursstufe des Gymnasiums stammen!
M2 ist ein doppeltes Wagnis. Der Text erscheint Ihnen vielleicht (1.) lang; er ist gegen den Trend einer immer weiteren Verkürzung von Texten für den Unterricht geschrieben. In Baustein 2 wird dem Text allerdings (wie ich finde) reichlich Bearbeitungszeit gegeben. Trotz seiner Länge ist der Text (2.) aber auch knapp. Trinitätstheologische Entwicklungslinien auf zwei Seiten!? Gerade dort, wo Sie in M2 Probleme, Verkürzungen etc. sehen, ermutige ich Sie: Formulieren Sie selbst und verwenden Sie dann Ihren Brief an die Schülerinnen und Schüler. Baustein 2 sieht dieses Verfahren ausdrücklich vor5.
M2 zeigt nun: Die „Laborzeiten“ um die Trinitätslehre waren im Jahre 3816 mit der Dogmatisierung der trinitarischen Formel längst nicht beendet: Augustins vestigia-trinitatis-Lehre steht als Beispiel für das Mittelalter. Die offenbarungstheologisch motivierten und variierten Neufassungen der Trinitätslehren im 20. Jahrhundert (Karl Barth, Karl Rahner, Jürgen Moltmann, Wolfhart Pannenberg, Klaus v. Stosch) werden (reichlich kühn) verdichtet. Die trinitätstheologischen Problemfelder in interreligiöser Perspektive werden durch die Koranzitate (reichlich knapp und exemplarisch) beleuchtet.
Bei Baustein 3, der hinzugenommen, aber auch weggelassen werden kann, soll M3 (einem Text von C.G. Jung) anregen, mit der Lerngruppe einen weiteren Versuch im trinitätstheologischen Labor zu wagen.
Ebenfalls in Baustein 3 soll der Verweis auf den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, der Greta Thunberg als „Prophetin“ gewürdigt hat, dazu auffordern, die Spuren der trinitätstheologischen vestigia bis in aktuelle politische Konsteellationen hinein zu verfolgen. Es sind zugleich Versuche der bleibenden und streitbewährten Präsenz des christlichen Bekenntnisses von...
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- Thema: Gott, Religionen & Weltanschauungen
- Autor/in: Ulrich Löffler