Rita Wodzinski
Förderung durch Scaffolding
Scaffolding (wörtlich übersetzt: Verwenden eines Gerüsts) beschreibt ein Prinzip der Unterstützung in Lernumgebungen, das in verschiedenen pädagogisch-didaktischen Kontexten genutzt wird. Im Zusammenhang mit forschendem Lernen wird der Begriff z. B. häufig verwendet.
Scaffolding geht von der Idee aus, das Lernen zu unterstützen, indem eine Art Gerüst bereitgestellt wird, an dem sich der Lernende orientieren kann, um eine Aufgabe zu lösen, die er zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbstständig bewältigen kann. Das Konzept ist also eng verknüpft mit der Theorie der Zone der proximalen Entwicklung nach Wygotsky, gemäß der die Lernanforderungen immer etwas über den bereits verfügbaren Kompetenzen liegen sollen. Mit zunehmender Lernerfahrung kann das Gerüst dann schrittweise abgebaut werden.
Das Aktivieren von Vorwissen oder das Bereitstellen von Hintergrundinformationen stellen Elemente des Scaffoldings dar, die sich auf die internen kognitiven Strukturen auswirken und so die Voraussetzungen auf Lernerseite in den Blick nehmen. Andere Formen des Scaffoldings fokussieren darauf, den Input zu verändern, sodass Informationen leichter verarbeitet werden können. Dies beinhaltet die Verwendung von Bildern, Demonstrationen oder auch die explizite Erklärung von Wörtern und sprachlichen Strukturen (vgl. [1]).
Eine besondere Bedeutung hat Scaffolding im Zusammenhang mit der Sprachförderung erhalten (maßgeblich durch [2]). Scaffolding beinhaltet in diesem Kontext Maßnahmen, mit denen die Erweiterung bildungssprachlicher Kompetenzen bewusst angeregt und unterstützt werden. Dies kann einerseits auf der Ebene der Unterrichtsplanung erfolgen (Makro-Scaffolding), andererseits aber auch in der konkreten sprachlichen Interaktion (Mikro-Scaffolding).
Beispiele
Beispiele für Scaffolding auf der Makroebene
- Im Unterricht Situationen schaffen, in denen ein Wechsel von Alltagssprache in Bildungssprache bzw. Fachsprache bzw. umgekehrt geübt werden kann (s. u.).
- Methodenwerkzeuge zur sprachlichen Unterstützung (Wörterkartei, Tutorensysteme …) im Unterricht einführen und durchgängig nutzen.
- Musterbeispiele für spezifische Textsorten verwenden.
- Die Bedeutung von Fachsprache explizit diskutieren.
Ausgangsmaterial können neben Schülerlösungen zu Aufgaben in Klassenarbeiten auch Beiträge in Internetforen oder Erklärvideos sein. Aufzeichnungen von Science Slams bieten weiteres Material, da hier nicht selten explizit auf Fachsprache Bezug genommen wird (z. B. https://www.youtube.com/watch?v=SUmrde4P6HY).
Beispiele für Scaffolding auf der Mikroebene
- Im Unterrichtsgespräch auftretende Sprachhürden aufgreifen und gemeinsam klären.
- Feedback auf der Sprachebene geben.
- Auf typische Satzmuster verweisen.
Beispiele aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht
- Der Beitrag von Strunk und Höttecke in diesem Heft stellt eine Konkretisierung des Scaffoldings dar.
- Ein gutes Beispiel aus dem Sachunterricht der Grundschule findet man in [3].
- Ein Beispiel für den Physikunterricht an Hauptschulen (Geschwindigkeit messen – eine Forscherkonferenz im Rahmen des Scaffolding-Konzepts, Klasse 7/8) ist auf dem Server des Landesinstituts NRW abgelegt: https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/upload/sprachsensibler_FU/Unterrichtsmaterial_HS_Forscherkonferenz_Physik_Klasse7_8.doc
Die Verwendung von Fach- und Bildungssprache üben
Fach- bzw. Bildungssprache wird vor allem in schriftlicher Form genutzt. Um die angemessene Verwendung zu üben, sind schriftlich zu bearbeitende Aufgaben notwendig. Das Erstellen von Texten ist erfahrungsgemäß bei vielen Schülerinnen und Schülern wenig beliebt. Um es zu motivieren, können z. B. im Physikunterricht Blogs angelegt oder Wikis erstellt werden.
Um Fach- bzw. Bildungssprache im mündlichen Sprachgebrauch zu üben, können spezielle Settings helfen, die die Übernahme eines anderen Sprachregisters unterstützen. In unteren Klassen können die Schülerinnen und...
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- Thema: Unterricht & Lernen
- Autor/in: Rita Wodzinski