Kontakt und Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
Ist Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit einer Demenzerkrankung notwendige, qualitativ hochwertige Facharbeit oder zusätzliche „Kür“ für den Fall, dass Pflegende zwischendurch einmal Zeit haben? DETLEF RÜSING – Herausgeber von „pflegen: Demenz“ – sieht das ganz pragmatisch: Er fordert nur das Nötigste!
Einen Artikel über das Thema „Beziehungsgestaltung“ in Bezug auf das Pflegen von Menschen mit Demenz zu schreiben, klingt logisch, gescheit und absolut notwendig. Befragt man Pflegende in den unterschiedlichen Versorgungssettings (Akutpflege, [teil]stationäre und ambulante Versorgung), was sie in der Pflege von Menschen mit einer Demenzerkrankung als besonders herausfordernd empfinden, werden viele unterschiedliche Themen genannt und hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit gewichtet (Rüsing et al. 2008).
Auffällig ist, dass viele der genannten Themen im weiteren Sinne mit dem Kontakt und der Beziehungsgestaltung von Pflegenden und Demenzerkrankten zu tun haben. Kontakt und Beziehungsgestaltung befinden sich also nicht nur in der Herausforderung „Kommunikation“; vorhandener oder mangelnder Kontakt sowie das Vorhandensein oder die Abwesenheit von Beziehungen können sowohl herausfordernde Verhaltensweisen erklären als auch zu deren Bearbeitung von Pflegenden bewusst eingesetzt werden. Diese Zusammenhänge wurden sowohl in den 2006 erschienenen „Rahmenbedingungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten [...]“ (Bartholomeyczik et al. 2007) als auch im aktuellen Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (2018) hinreichend dargestellt. Das Thema Beziehungsgestaltung schwingt bei allen genannten Herausforderungen mit und kann als Querschnittthema begriffen werden. Die besondere praktische Relevanz des Themas Kommunikation / Kontaktgestaltung wird dadurch deutlich, dass bei der – im Rahmen der Studie durch Pflegende der unterschiedlichen Settings vorzunehmende – Gewichtung der Herausforderungen das Thema „Kommunikation“ in allen Versorgungssettings unter den Top drei der Herausforderungen stand.
Praxis
Welche Herausforderungen nennen Pflegekräfte?
Welche Herausforderungen nennen Pflegekräfte?
- Abwehrverhalten
- Aggressivität
- An-/ Auskleiden
- Beschäftigung
- Biografieerfassung
- Ernährung
- Gruppenverhalten
- Kommunikation
- Körperpflege
- Medikamentengabe
- Mobilisation
- Organisation
- Orientierung
- rechtliche Situation
- Rückzug
- Schmerzen
- Schreien
- Sexualität
- Sicherheit
- Unruhe
- Verstehen der Situation
- Wandering / Umhergehen
(Rüsing et al. 2008)
Der Expertenstandard: „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“
Der Expertenstandard: „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“
Der Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ wurde im Auftrag des Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) von einem 16-köpfigen Expertenteam unter der Leitung von Frau Professor Martina Roes erarbeitet. Wie sämtliche Standards des DNQP wurde auch dieser monodisziplinär-pflegerisch erstellt.
Im Mittelpunkt des Standards steht die Forderung der Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und Demenzerkrankten als Kernaufgabe der pflegerischen Betreuung. Zudem wird in dem Standard die Schaffung der Rahmenbedingungen eingefordert, die zur Beziehungsgestaltung zwischen Betroffenen und Pflegenden benötigt wird. Am 6. Oktober 2017 wurde der Standard der Fachöffentlichkeit im Rahmen einer Konsensuskonferenz vor über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgestellt und trat danach in eine Test-Implementierungsphase in unterschiedlichsten Pflegesettings ein. Im Jahr 2019 werden die Ergebnisse dieser Testphase vorgestellt und der Standard verabschiedet.
Der Standard ist zu beziehen über: www.dnqp.de
Müller-Hergl, C. (2018): Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz. Der neue Expertenstandard. In: pflegen: Demenz, Nr. 47, S. 43 – 48....
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- Thema: Beziehungsgestaltung, Organisation & Management
- Autor/in: Detlef Rüsing