Wilfried Herget
Zeit macht nur vor dem Teufel halt / heut’ ist schon beinah’ morgen – sang Barry Ryan 1971. Schon eine Weile her. Bin ich der einzige, der sich noch daran erinnert? Musik hält länger als Mathe, wohl bei den meisten.
Bitte stoppt doch irgendwer die Zeit / weu sunst geht ollas Schene schnö vuabei / sowies grod is, so kunntats ewig bleim – singt das österreichische Duo Seiler und Speer, 45 Jahre nach Barry Ryan.
Kennen Sie das, am Ende einer Klausur, Klassenarbeit, Schularbeit? Wenn noch alle in der Klasse, die Köpfe tief gebeugt über den Heften, gerötet vor Anstrengung, schnell noch etwas zu Papier bringen wollen? Schnö vuabei geht die Zeit … auch wenn es für die Schülerinnen und Schüler bei der Mathearbeit selten um ollas Schene geht.
Was tun? Als Lehrer habe ich gelernt, weniger Aufgaben zu stellen. Von jedem Aufgabentyp so wenige, wie ich es verantworten konnte. Und ich freute mich, wenn am Ende der Arbeit fast alle (!) schon abgegeben hatten. Denn es geht mir nicht um „Schnell, schnell!“ – sondern um ollas Schene: ums Verstehen, Begreifen, ums sorgfältige Nachdenken und Bearbeiten. So viel Zeit darf sein.
Herzinfarkt
Zeit für mich. So heißt die Zeitschrift, in der Ines Petzschler aus Leipzig wieder einen echten Klassiker entdeckte.
Frauenherzen
Lange galt Herzinfarkt als Männersache. Doch Frauen sind ebenso gefährdet und unterschätzen oft ihr Risiko. Mit gravierenden Folgen: Jeder vierte Mann überlebt einen Infarkt, bei den Frauen ist es nur jede dritte.
nach: Zeit für mich, 12-2016
→ Was meinst du dazu? Formuliere einen Leserbrief.
Bleibt zu hoffen, dass mehr als nur jeder dritte den Fehler entdeckt …
Dicke Idee zum Verdünnen
Biologie in unserer Zeit. So heißt die Zeitschrift, in der Nicole Tomczak aus Hannover eine zeitsparende Idee für den Alltag im Labor fand. Dies ist zudem auch eine gute Idee für eine wirklich anwendungsorientierte Mathe-Aufgabe.
Damit kann man rechnen
Angenommen, Sie brauchen ungefähr einen Liter verdünnten Alkohol, sagen wir mal 73 %. Sie sollen dafür nicht den teuren 100 %igen reinen Alkohol verdünnen, sondern bekommen den 95 %igen Alkohol in die Hand gedrückt. Mit folgendem ganz einfachen Mathe-Trick für das Labor ist das kein Problem: Geben Sie 730 ml des 95 %igen Alkohols in Ihren Messzylinder. Anstatt auf 1 Liter mit Wasser aufzufüllen, füllen Sie nur bis zur 950-ml-Marke auf. Schon ist die 73 %ige Verdünnung fertig.
Der Trick funktioniert übrigens für jede x-beliebige Prozentigkeit.
nach: Die Laborseite (Andrea Hauk)Biologie in unserer Zeit, 4-2016 (46)
→ Stimmt das? Immer? Und warum?
730 ml vom 95 %igen Alkohol enthalten (95/100 · 730) ml Alkohol. Auffüllen auf 950 ml bedeutet ein „Strecken“ von 730 ml auf 950 ml: Diese Verdünnung enthält genauso viel Alkohol, nämlich (95/100 · 730) ml = (73/100 · 950) ml Alkohol. Das sind eben 950 ml 73%igen Alkohols. Und das klappt natürlich auch für andere Prozentsätze p und q (statt 73 und 95) mit p kleiner als q.
Prozent-Mittel
Selbst bei großen Zeitschriften klappt nicht alles.
14 Cent für das Tierwohl
Was kostet uns, das Dasein unserer Schweine, Kühe und Hühner zu verbessern? Das haben Experten für das Landwirtschaftsministerium ausgerechnet.
RECHNUNG
Steigerung der Produktionskosten für
Schweinefleisch 34 %
Rindfleisch 22 %
Hühnerfleisch 15 %
Milch 3 %
Eier 13 %
18 % zusammen für alle Maßnahmen
Bei 18 Prozent höheren Produktionskosten müsste der durchschnittliche deutsche Haushalt im Jahr für Fleisch, Eier und Molkereiprodukte nur knapp 50 Euro mehr zahlen – also 14 Cent pro Tag dafür, dass die Tiere es besser haben.
nach: DIE ZEIT, 29. 9. 2016
→ 18 % zusammen für alle Maßnahmen – wie hat die Zeitung dabei wohl gerechnet? Unter welcher Voraussetzung darf man so rechnen?
Die Zeitung hat vermutlich das arithmetische Mittel der genannten fünf Prozentwerte gebildet (und nach oben gerundet). Das wäre richtig, wenn die fünf Produkte ungefähr den gleichen...
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Fakten zum Artikel
- Thema: Modellieren & Problemlösen
- Autor/in: Wilfried Herget