Carolin Ehring
Ein jahrgangsstufenübergreifendes schulisches Kulturprojekt
Das hier vorgestellte Projekt fand während der pandemiebedingten Schulschließung als freiwilliges Angebot statt. Im Vordergrund stand der Wunsch, sich trotz der verordneten räumlichen Distanz kulturell miteinander austauschen zu können.
Im Fern- und Hybridunterricht stellt die Gestaltung von Begegnungsmomenten und Kommunikationsprozessen eine besondere Herausforderung dar, wenn das Lernen nicht in das Abarbeiten solipsistischer Trainingsprogramme abgleiten soll.
In der Kunstdidaktik finden sich zahlreiche Methoden und Prozesse, die bildgestützte Kommunikationsprozesse anregen. Diese sind zum Teil auch in digitale Settings zu übertragen, z. B.:
- Bildnerisch aufeinander reagieren
- In den Dialog treten
- Soziales Lernen durch Frage-Antwort …
Anna-Maria Schirmer
Auf der Schulhomepage des Ratsgymnasiums Minden und über den schulischen Mailverteiler wurden alle Schülerinnen und Schüler, das Lehrpersonal sowie die Schulmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zur Teilnahme an dem gemeinsamen Kulturprojekt „Ästhetische Transformationen“ eingeladen. Aus den 47 Rückmeldungen konnten insgesamt neun Gruppen gebildet werden, die in den folgenden drei Wochen parallel arbeiteten.
Vorgehensweise
Per Mail bekamen die Teilnehmenden der ersten Runde einen Ausgangsimpuls – z. B. eine kurze Videosequenz oder eine Fotografie –, der sie zu eigenen Gestaltungen inspirieren sollte (Abb. 1 ). Als Hilfestellung wurden Anregungen zur Erstellung einer ästhetischen Transformation verschickt (s. Kasten 2). Die einzige Vorgabe lautete: Bei der Transformation muss das Medium gewechselt werden.
2 Ästhetische Transformation als Konzept ästhetischer Bildung
2 Ästhetische Transformation als Konzept ästhetischer Bildung
Das Grundprinzip der ästhetischen Transformation ist die gestalterische Umformung: Ein „fremder“ Phänomenbereich wird zum Ausgangspunkt der Übertragung in das eigene künstlerische Denken und Gestalten. Ursula Brandstätter unterscheidet zwischen monomodalen Transformationen und transmedialen Transformationen, in denen Mediengrenzen bewusst überschritten werden (vgl. Brandstätter 2013, S. 90).
Das innovative Potenzial für pädagogische Kontexte, das Kerstin Hallmann in dem grenz- und medienüberschreitenden Wechselspiel sieht (vgl. Hallmann 2016, S. 140), wird in dem beschriebenen Projekt durch die Vorgabe initiiert, dass bei jedem Transformationsschritt das Medium gewechselt werden muss.
Anregungen für ästhetische Transformationen
Ideenfindung:
- Welche Assoziationen hast du zu dem Ausgangsimpuls? Was fällt dir an der Gestaltung auf?
- Welchen Aspekt möchtest du transformieren bzw. was übernimmst du von deinem Vorgänger / deiner Vorgängerin?
Beispiele für Aspekte, die sich transformieren lassen:
- Inhalt, Form, Farbe, Klang, Oberfläche, Material, Bezeichnung …
Beispiele für Medien, in die das Ausgangsmedium transformiert werden kann:
- Foto, Film, Zeichnung, Druck, Objekt, Skulptur, Improvisation, Sprachaufnahme, Performance, Bewegungschoreographie, Kurzgeschichte, Comic, Plakat, Animation, Komposition, Gedicht …
In den folgenden zwei bis sieben Transformationsrunden bekamen die Teilnehmenden jeweils nur das Ergebnis ihrer Vorgängerin bzw. ihres Vorgängers zugeschickt, sodass die ästhetischen Transformationen nach dem Prinzip des Spiels „Stille Post“ erfolgten (Abb. 2a – c und Abb. 3a – d ).
Die entstandenen Arbeiten reichten von Zeichnungen, Malereien, Fotos, Kurzfilmen, Installationen, selbstkomponierten Liedern bzw. Musikstücken, grafischen Arbeiten mit Zeichenapps, einer Stickerei, Haiku-Variationen, plastischen Arbeiten, Collagen, Drucken, Animationsfilmen, Gedichten, Kurzgeschichten und Comics bis hin zu Choreographien auf dem Trampolin, Schwarzlichttanz und Performances. Die Ergebnisse wurden zu einem eBook (s. Kasten 3) zusammengestellt (https://read.bookcreator.com/YTZr9zvUDLXtT7I7hYHTbfsKkH82/qj_22XoRTPWfrNlau2do...
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Fakten zum Artikel
- Thema: Jugendliche Lebenswelten, Methodik + Didaktik
- Autor/in: Carolin Ehring