Roswitha Henseler | Monika Schäfers
Musik als Werbestrategie im commercial entlarven
Regen tröpfelt, Klavier und Streicher treiben den Zuschauern Tränen in die Augen, wenn eine Frau im Werbespot eines Möbelhauses ihre Lampe am Straßenrand entsorgt und durch eine neue ersetzt. Arme Lampe. Die Lernenden untersuchen, wie Musik, Kameraführung und Licht die Zuschauer manipulieren und erstellen einen Clip, in dem sie Musik als Gestaltungsmittel nutzen.
Commercials ohne Musik sind kaum denkbar. Die Musik soll die Gefühlswelt der Konsumenten ansprechen und beeinflussen – eine Wirkung, die oft unreflektiert bleibt. Der Werbespot Lamp eines schwedischen Möbelhauses (Kasten 1
), spielt mit genau dieser Werbestrategie: Eine Frau setzt ihre alte Leselampe im strömenden Regen neben den Müllsäcken am Straßenrand aus und ersetzt sie durch eine neue, die sie beim Ausschalten auch noch zärtlich streichelt. Die traurige Musik versetzt die Zuschauer in eine ebensolche Stimmung und erzeugt in Verbindung mit den Bildern gezielt Mitleid für die ‚ausgesetzte‘ Lampe. Der Clou des Spots besteht darin, dass die Betrachter am Ende durch direkte Ansprache als naiv entlarvt werden: Es wird ihnen ins Gesicht gesagt, dass sie auf die Werbemittel – Musik, staging, Kameraperspektive und Lichtsetzung – hereingefallen sind. Durch diese Ironisierung wird die Wirkung der Musik als Werbestrategie sichtbar und kann im Englischunterricht thematisiert werden.
Musik im Werbeclip „Lamp“
Im Werbespot Lamp hat die Musik eine bildunterstützende Funktion. Die Musik wird als Werbestrategie zur emotionalen Beeinflussung der Wahrnehmungen des Zuschauers eingesetzt.
- Zu Beginn sind lang gehaltene Akkorde vom Klavier zu hören.
- Dann geht das Klavier in eine einfache Melodie über (durchgehend, fast bis zum Ende des Spots): kurze, aufsteigende Motive mit einfach gehaltener Begleitung, eine Art Bordun (durchgehaltener Akkord oder Ton).
- Später setzen Geigen ein, die rasche Tonwiederholungen spielen (lautmalerisch: Wind, Sturm).
- Die Musik wird dramatischer, zielt auf einen Höhepunkt, wird lauter (crescendo).
- Nach einigen Takten setzen tiefe Streicher (Celli, Bässe) mit ruhiger, melodiöser Begleitung ein.
- Die Dramatik nimmt ab (decrescendo).
- Das Klavier, das durchgehend zu hören war, spielt gegen Ende der Musik wieder alleine (Spiegelung des Anfangs).
- Am Ende des Spots ist keine Musik mehr zu hören. Stattdessen sind Geräusche (Wind und Regen) zu vernehmen.
Den Soundtrack des Clips beschreiben
Die Schülerinnen und Schüler erfahren zu Stundenbeginn lediglich, dass sie den Soundtrack eines Clips (Kasten 2
) hören. Die Audiodatei wird per Notebook bzw. Handy und Bluetooth Lautsprecher präsentiert, damit nicht nur die Musik, sondern auch alle Geräusche wie Blätterrascheln, Regen u. a. zu hören sind. Die Lernenden achten während des Hörens zum einem auf die eingesetzten Instrumente und zum anderen auf die Emotionen, die die Musik bei ihnen auslöst. Zusätzlich notieren sie alle Geräusche (worksheet 1 ). Zur Beschreibung der Musik benötigen sie individuellen Wortschatz. Sie ergänzen daher die Redemittel (worksheet 2 ) selbst, so dass inhaltlich nicht vorgegriffen wird. Dazu können sie sehr gut mit einer...
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Advertising strategies in Lamp
The commercial employs several advertising strategies.
- The commercial tells a story.
- The music evokes feelings / plays with the consumer’s emotions.
- The lighting, the shots and countershots (old and new lamp) and the point-of-view shots elicit empathy for the lamp.
- The commercial builds up to a punchline and mocks the audience for feeling sorry for the lamp / makes use of the rug-pull technique (= an unexpected twist that shows you that you have let yourself be fooled).
- In the end, a character breaks the fourth wall by speaking right into the camera. The character involves the viewer in a funny way by directly commenting on how they feel.
- The music and the humour make the ad memorable.
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- Thema: Literatur, Film & Medien
- Autor/in: Roswitha Henseler, Monika Schäfers